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04-08-2003 Politik |
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Ermittler vermuten Bassajew hinter Terroranschlag
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Von Karsten Packeiser, Moskau. Nach dem verheerenden Sprengstoffanschlag auf ein russisches Militärkrankenhaus sollen die für dessen Bewachung verantwortlichen Offiziere wegen Fahrlässigkeit zur Verantwortung gezogen werden. Bis zum Sonntagabend war die Zahl der Todesopfer in der Stadt Mosdok auf 50 gestiegen. In dem Krankenhaus in der an Tschetschenien grenzenden russischen Kaukasus-Teilrepublik Nordossetien war in der Vergangenheit ein Großteil der im Tschetschenien-Krieg verwundeten russischen Soldaten behandelt worden.
Die Bergungsarbeiten in Mosdok waren in der Nacht zum Sonntag offiziell beendet worden, nachdem die Helfer sicher waren, dass sich unter den Trümmern keine weiteren Menschen mehr befanden. Das Militärhospital selbst wurde bei dem Anschlag vollständig zerstört. Bei den Toten handelt es sich vor allem um Patienten, Ärzte und Krankenschwestern. Ein Teil der über 60 Schwerverletzten wurde nach St. Petersburg, Moskau und Rostow am Don ausgeflogen.
Präsident Wladimir Putin kondolierte den Angehörigen der Terroropfer in einem Beileidstelegramm. Der Anschlag sei „ein weiterer Beweis für die Unmenschlichkeit und Gnadenlosigkeit jener Banditen, die die Lage in der ganzen Nordkaukasus-Region destabilisieren wollen“, heißt es in dem Schreiben. Der Kreml-Chef betonte, Russland werde trotz der Anschläge nicht von seiner eingeschlagenen Politik in Tschetschenien abweichen. Die Moskauer Führung hatte der Kaukasus-Republik zuletzt eine weitgehende Autonomie und eine Amnestie für reuige Rebellen in Aussicht gestellt, lässt gleichzeitig aber den Krieg gegen die verbliebenen Kampfgruppen und deren vermeintliche oder tatsächliche Mitglieder mit voller Härte weiter führen.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Iwanow, der seinen Urlaub unterbrochen hatte, machte in Mosdok den Kommandeueren der örtlichen Garnison schwere Vorwürfe, weil erst ihre Fahrlässigkeit die Tat ermöglicht habe. Iwanow ordnete zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen an, um ähnliche Anschläge in Zukunft zu verhindern. In ganz Südrussland sollen die Zufahrten zu Militäreinrichtigen und wichtige Behörden zukünftig weiträumig mit Straßensperren gesichert werden.
Ersten Erkenntnissen der russischen Behörden zufolge ist der radikale tschetschenische Warlord Schamil Bassajew Auftraggeber des Anschlags. Bassajew gilt als Rivale des 1997 gewählten tschetschenischen Rebellenpräsidenten Aslan Maschadow und hatte bereits während des ersten Tschetschenien-Krieges den Aufsehen erregenden Angriff auf die südrussische Stadt Budjonnowsk geleitet. Er soll auch der Drahtzieher einer Reihe weiterer Terroranschläge sein, etwa der Massengeiselnahme im Moskauer Nord-Ost-Musicaltheater im vergangenen Herbst und des Selbstmordanschlags auf ein Rockkonzert in der russischen Hauptstadt Anfang Juli.
Offenbar gingen die Selbstmordattentäter nach dem gleichen Muster vor, das bereits im vergangenen Dezember bei einem Attentat auf das Regierungsgebäude der prorussischen tschetschenischen Verwaltung in Grosny angewendet worden war und über 70 Menschenleben gekostet hatte. Ein mit Sprengstoff beladener Kamaz-LKW durchbrach die bewachten Zufahrtstore des Hospital-Geländes und raste mit hoher Geschwindigkeit in das Gebäude. Dort sprengte der Kamikadse-Fahrer sich und seine explosive Fracht in die Luft. Im Mai hatte ein ein weiterer derartiger Anschlag auf das Gebäude der Innenbehörden im tschetschenischen Kreiszentrum Snamenskoje über 40 Todesopfer gefordert.
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