Moskau. Die Zahl der Terroropfer im tschetschenischen Snamenskoje steigt immer weiter. Nach Angaben vom Dienstag sind 54 Menschen bei dem Sprengstoffanschlag ums Leben gekommen, weitere 199 Personen wurden verletzt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Zahl der Todesopfer noch weiter zunimmt, denn der Zustand von 57 Verletzten wird als kritisch bezeichnet. Das Selbstmordattentat ist ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen des Kreml, Frieden in der Region zu schaffen. In Stellungnahmen verurteilten russische Politiker den Anschlag als Versuch, eine politische Lösung des Tschetschenienkonflikts zu verhindern. Auch im Ausland reagierten Politiker mit Entsetzen.
NATO-Generalsekretär Robertson, zur Zeit beim NATO-Russland-Gipfel in Moskau, versicherte den Bürgern Russlands seine Solidarität. Der Menschenrechtskommissar des Europarates Alvaro Gil-Robles, der erst vor kurzer Zeit in Tschetschenien war, verurteilte den Anschlag und sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. Gleichzeitig mahnte er an, dass der Friedensprozess dennoch fortgesetzt werden müsse.
Mit der im März verabschiedeten neuen tschetschenischen Verfassung und der Aussicht auf eine weitreichende Selbstverwaltung hatte Moskau gehofft, den tschetschenischen Kampfgruppen ihren Rückhalt in der Bevölkerung zu nehmen. Eine Aufstockung des russischen Armeekontingents in Tschetschenien lehnt der Kreml inzwischen ab, da Soldaten nicht das geeignete Mittel seien, um Terroranschläge zu vermeiden.
Wer hinter dem Anschlag steckt, ist weiter ungewiss. Der von Russland eingesetzte Verwaltungschef Tschetscheniens Achmed Kadyrow machte den Rebellenführer Alsan Maschadow dafür verantwortlich, doch auch der radikale Feldkommandeur Schamil Bassajew gehört zu den Verdächtigen. In der Republik Tschetschenien wurde eine dreitägige Staatstrauer verhängt.
(ab/.rufo)
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