Moskau. Die mittelasiatische GUS-Republik Turkmenistan will einen Auslands-Fernsehsender einrichten, der in sechs Fremdsprachen über das Geschehen in dem von der Außenwelt abgeschotteten Land berichten soll. Wie die drei bestehenden Staatskanäle soll auch das Auslandsfernsehen mit Haushaltsgeldern finanziert werden.
„Die Welt weiß wenig davon, was in Turkmenistan vor sich geht“, zitiert das regime-nahe Internetportal turkmenistan.ru den Machthaber Saparmurad Nijasow. „Wir erneuen die Hauptstadt Aschchabad und das ganze Land, bauen für die kommenden Generationen, ohne den Lebensstandard der Bevölkerung zu senken. Von all dem weiß das Ausland nichts.“ Regierungsunabhängigen Informationen zufolge ist die Wirtschaft des Landes in den Jahren nach der Unabhängigkeit weitgehend zusammengebrochen. Die Mehrheit aller Einwohner lebt in Armut.
Der neue Fernsehsender soll u.a. auf Russisch, Englisch, Chinesisch, Französisch und Persisch senden. Für seinen Aufbau wurden zunächst 14 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.
Die bestehenden drei staalichen TV-Sender der despotisch regierten Republik sind einer strengen Zensur unterworfen. Der ehemalige regionale Parteichef Nijasow, der in seinem Land einen mit Nordkorea vergleichbaren Personenkult eingeführt hat und sich als „Turkmenbaschi“ („Führer der Turkmenen“) verehren lässt, ist offiziell Gründer aller Sender. Sein vergoldetes Profil wird während aller Sendungen in einer Ecke des Bildschirms eingeblendet.
Der Großteil des Programms ist für die Verherrlichung des Staatschefs reserviert. Regelmäßig verlesen Sprecher vor dem Bildschirm Treueschwüre wie: „In dem Augenblick, in dem ich meine Heimat, ihre heilige Flagge oder meinen Präsidenten verrate, möge mein Atem versiegen.“ Einem Bericht der Moskauer Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ zufolge gibt es im turkmenischen Fernsehen nicht einmal ein verlässliches Programm, da die ausführliche Berichterstattung über sämtliche Aktivitäten des Präsidenten ständige Programmänderungen erfordert.
(epd/kp)
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