 St. Petersburg. Jetzt ist es also auch auf der St. Petersburg vorgelagerten Insel im Finnischen Meerbusen so weit – Kronstadt ist heute auf den Tag genau 300 Jahre alt. Wie im letzten Jahr beim großen Nachbarn im Newa-Delta, feiern die Kronstädter das freudige Ereignis zehn Tage lang. Natürlich nicht so prunkvoll und – von der Welt so gut wie unbemerkt.
Am 18. Mai 1704 hatte Peter I. auf der Insel Kotlin im Finnischen Meerbusen den Grundstein zu einer Meeresfestung gelegt. Hier entstand im Laufe der Zeit ein Flottenstützpunkt und eine Militärgarnison. Zwischenzeitlich hatte die von den rauen und grauen Wogen der Ostsee umspülte Zitadelle sogar Chancen gehabt, zur Hauptstadt zu werden.
Peter I. wollte nämlich immer weiter hinein ins Meer. Im Newa-Delta, wo St. Petersburg zu wachsen begann, war es dem wasserversessenen Zaren noch zu trocken. Aus dieser Wahnsinnsidee wurde allerdings nichts, konnte nichts werden. Zu entlegen war (und ist) die Insel Kotlin, um eine Metropole zu bergen. Petersburg wurde zur glänzenden Hauptstadt, und Kronstadt entzog sich fast vollends den Augen der Welt.
Als Garnisonsstadt und Flottenstützpunkt blieb das Eiland den meisten Menschen verschlossen. Und das bis in die 1990er Jahre hinein. Erst seit wenigen Jahren können Normalsterbliche ohne Militärausweis oder Passierschein ungehindert nach Kronstadt gelangen. Und doch gehört die Insel noch zu einem Drittel dem Militär. Was u.a. zur Folge hat, dass im Vorfeld des Jubiläums weder der alte Hafen noch das Arsenal auch nur eine Chance auf Renovierung hatten.
Und doch versucht die Stadt, die übrigens offiziell ein Stadtteil von St. Petersburg ist, Anschluss an das moderne Leben zu finden und den überall hartnäckig zu verspürenden Hauch von sowjetischer Provinzialität abzuschütteln. Das 10-Tages-Fest zum 300. Gründungsjubiläum soll ein Schritt hinaus aus der langen Isolation sein.
Am gründlichsten erfüllte sein Fest-Programm der Petersburger Wasser- und Kanalisationsmonopolist „Wodokanal“. Fünf neue Springbrunnen zieren die Stadt am Meer seit gestern; der alte Wasserturm wurde restauriert, und es gibt zwei neue öffentliche Toiletten. Das Unternehmen war auch an der Wiederherstellung der Kapelle „Erlöser auf den Wassern“ beteiligt. Gestern wurde das Kirchlein feierlich geweiht. In neuer Frische bekommen die Kronstädter auch ihren historischen Peter-Park zurück.
|
|
| Bei russland-www.aktuell.RU |
• Ein Ausflug nach Kronstadt
|
|
|
Der Direktor des Fonds „300 Jahre Kronstadt“ Alexander Jesskow ist glücklich über die Objekte, die zum Jubeldatum erneuert werden konnten. Die Liste des Denkmalschutzes umfasst aber mehr als 300 Einheiten, und nur die wenigstens kamen in den Genuss einer Generalüberholung. Gebiets-Verwaltungschef Viktor Surikow hofft aber, das die Jubiläumsfeiern den Anstoß geben, die angefangene Arbeit weiterzuführen.
Das Fest, für dessen Durchführung das Kulturministerium 140 Millionen Rubel locker machte, dauert noch bis zum 23. Mai. Straßenfeste, Konzerte, eine Segelregatta, Bootsrennen stehen u.a. auf dem Programm. Zum heutigen Geburtstag gibt es als besonderen Gruß ein buntes Feuerwerk – es beginnt um 23 Uhr auf dem Jakornaja-Platz.
(sb/.rufo)
|
