St. Petersburg. Bei der Überprüfung eines städtischen Friedhofes wurden ungefähr ein Dutzend illegaler Tiergräber ausfindig gemacht, die sich zwischen den menschlichen Bestattungen befinden. Es gibt in Petersburg sogar drei „richtige“ Tierfriedhöfe, allerdings sind auch die illegal. Bei der Gestaltung der Gräber ihrer Lieblinge zeigen die Menschen indes Phantasie – nicht weniger als bei den letzten Ruhestätten ihrer zweibeinigen Verwandten.
Wer sich in Richtung Peterhof mit der Elektritschka auf den Weg macht, kann in etwa zehn bzw. 20 Minuten Entfernung vom Baltischen Bahnhof Ansammlungen von Kreuzen ausmachen. Diese erheben sich über kleinen Grabhügeln, unter denen Hunde, Katzen, Ratten und allerlei anderes Getier bestattet sind. Als wären die Verstorbenen in ihrem Leben einmal christlichen Glaubens gewesen...
Das scheint die Herrchen und Frauchen aber nicht sonderlich zu stören. Im Gegenteil – die Grabsteine mit Aufschriften, Fotos, Blumen und Spielzeug sehen denen auf einem „menschlichen“ Friedhof ganz ähnlich, nur ihre Ausmaße sind etwas bescheidener. Und genau wie dort gibt es gepflegte und völlig verwahrloste Gräber.
Niemand weiß, wann diese Friedhöfe zwischen Gleisen, Industrieanlagen und Wohngebieten entstanden sind. Experten fanden bei einer Kontrolle heraus, dass das momentan älteste Grab von 1989 stammt, das jüngste ist noch ganz frisch. Die tierliebenden Petersburger machen damit aus der Not eine Tugend – da es keinen offiziellen Tierfriedhof gibt, legt man sich eben selbst einen an.
Laut Statistik werden in Petersburg allein 250.000 Hunde gehalten. Wie viele Katzen es sind, hat wohl bisher niemand gezählt, aber ihre Zahl ist sicher nicht geringer. Wenn das geliebte Haustier stirbt, möchte der wahre Tierliebhaber ihm auch eine gebührende Ruhestätte geben. Auf diese Weise entstehen solche „wilden Friedhöfe“ auf unbebautem Gelände.
Das Gesetz verbietet indes solche Beisetzungen. Laut Sanitärnorm zählen tote Tiere zum biologischen Abfall, und dessen Bestattung ist verboten. Außerdem können die direkt unter der Erdoberfläche angelegten Gräber eine Gefahr für die Menschen darstellen. Das Leichengift kann sehr leicht ins Wasser geraten oder von Vögeln, anderen Tieren und den Besuchern der Gräber selbst verbreitet werden.
Einen Ausweg gibt es allerdings – die Tierleichen könnten verbrannt und ihre Asche beigesetzt werden. Dafür müsste ein Grundstück für den Tierfriedhof ausgesucht und dieser mit Verbrennungsöfen ausgestattet werden. Gefragt sind also Leute mit Unternehmergeist und Geld, die sich an diese Aufgabe wagen würden. Ob sich solch eine Initiative allerdings rechnet, ist fraglich. Also werden die rührenden, aber illegalen Gräber für Kater Mursik, Hund Taffi und Ratte Tima wohl erst einmal weiterbestehen.
(sb/.rufo) |