St. Petersburg. Im Petersburger Vorort Puschkin (Zarskoje Selo) haben Unbekannte am frühen Dienstag Morgen das lokale Lenindenkmal auf dem gleichnamigen Platz vom Sockel gestürzt. Die Skulptur zerbrach in mehrere Teile und ist so kaputt, dass eine Reparatur nicht mehr hilft. Hinter der Tat könnten religiöse Motive stecken.
Um den Lenin auf dem Hauptplatz von Zarskoje Selo gibt es seit langem Streit. Einst stand hier die Hauptkathedrale des berühmten Petersburger Vororts. Im Dezember 1917 wurde Vater Ioann Katschurow, der Priester der Kirche, auf grausame Weise von Kommunisten ermordet und an der Kirchenmauer beigesetzt. In den 1930er Jahren wurde die Kirche gesprengt und an ihrer Stelle ein Denkmal für den Führer des Weltproletariats errichtet.
Seit das kommunistische Regiment im Lande vorbei ist, fordern die Gläubigen die Entfernung von Wladimir Lenin, denn sie sind davon überzeugt, dass das Denkmal genau im Altarteil der Kirche und der Sockel genau über dem Grab des Geistlichen steht. 1994 war Vater Ioann von der Orthodoxen Kirche heiliggesprochen worden; die Petersburger Stadtregierung ordnete die Demontage der Lenin-Figur an. Doch dies ist nie passiert.
Stattdessen endete der Versuch der Kirche, an der Stelle der gesprengten Kathedrale ein Kreuz zu errichten, mit einer administrativen Strafe in Höhe von 388.000 Rubel (ca. 11.100 Euro) und der Anordnung, das Kreuz zu entfernen. Die Gläubigen hatten gar angeboten, Lenin auf eigene Kosten abzubauen. Doch weder das noch der Vorschlag der Stadtverwaltung an die Kommunisten, Lenin an eine andere Stelle zu verlegen, löste den Konflikt.
Bis heute Morgen gegen sechs auf dem Platz ein lautes Krachen zu vernehmen war, als das Denkmal mit Hilfe einer Kramwinde von seinem Postament geholt wurde. Gesehen hat seltsamerweise niemand etwas, aber verdächtigt werden junge Leute, die noch Montag Abend am Denkmal herumlungerten. Nach ihnen wird nun verstärkt gefahndet.
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