St. Petersburg (sb) Not macht erfinderisch: Die moderne Balletttruppe von Boris Ejfman ist berühmt in der ganzen Welt, hat aber zu Hause kein Dach über dem Kopf.. Vielleicht war es dieser Unzustand, der Ejfman dazu trieb, einen Investor für die Sanierung des Territoriums zwischen Börsen- und Tutschkow-Brücke ausfindig zu machen. Anscheinend ist es ihm gelungen, denn zugunsten seines „Tanzpalastes“ soll nun das dort ansässige Forschungszentrum „Angewandte Chemie“ das Feld räumen.
Das Gelände hinter der Börsenbrücke ist den Stadtvätern schon lange ein Dorn im Auge. Es ist das einzige stück Newa-Ufer im Innenstadt-Bereich, dass nicht zugänglich ist – und noch dazu auf eine ökologisch wenig erfreuliche Art genutzt wird. Wie „Delowoj Peterburg“ schrieb, schreckten jedoch die auf 6,7 Millionen Dollar geschätzten Ausgaben für die Umsiedlung des Chemie-Instituts und die anschliessende Entgiftung des Baugrunds bisher alle potentiellen Kapitalgeber ab.
Nun scheint sich doch noch alles zum Guten zu wenden. Denn Boris Ejfman hat die amerikanische Firma Samitaur Constructs für seine Idee erwärmen können, am Ufer der Kleinen Newa neben dem Jubilejny-Sportpalast einen Tanzpalast nebst Geschäftsbauten und Vergnügungsstätten drumherum zu errichten. Die Kosten dafür sollen sich auf ca. 100 Millionen Dollar belaufen. Wenn alles planmässig verläuft, könnte der Tanzpalast bereits in anderthalb Jahren eingeweiht werden.
Laut Ejfman soll dies nicht einfach ein Theater werden, sondern eine enorme Werkstatt der Ballettkunst. Drei Truppen werden drei Jahrhunderte Tanzgeschichte präsentieren – das Ballett des 19. und des 20. Jahrhunderts und die Avantgarde. Letztere bekommt ein Studio für modernen Tanz.
Auf dem Gelände sollen neben dem Tanzpalast ein Restaurant, Cafés, ein Hotel, ein Business Center, ein Park, PKW-Stellplätze und eine Erholungszone entstehen. Der zentrale gelegne Abschnitt Flussufer würde dann endlich nutzbar werden und dürfte zu guter Letzt auch endlich einen Namen bekommen.
Die Firma Samitaur Constructs ist in Petersburg bereits durch ihr Teilnahme am Wettbewerb zur Weiterentwicklung des Mariinski-Theaters bekannt. Die damals seitens der Firma gestellten Bedingungen liessen das Ansinnen zwar scheitern, aber der jetzige Gang der Ereignisse zeigt, dass die Amerikaner gewillt sind, sich doch auf dem russischen Markt der Kulturprojekte durchzusetzen.
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