Moskau. Für In- und Auslandspapiere von Gasprom zahlen die Kunden unterschiedliche Preise. Inlandsaktien dürfen eigentlich nur von Russen erworben werden, doch viele Banken, darunter die zur Deutschen Bank gehörende Investmentbank UFG, bieten so genannte Grauschemen an, mit denen diese Regelung umgangen wird. Russland-aktuell hat sich die Schemen einmal genauer angeschaut:
Der Trick ist relativ simpel. „Die Bank verkauft ihrem Klienten nicht die Aktie an sich, sondern deren exakten Gegenwert, die Aktie selbst bleibt bei der Bank“, erklärt Max Gutbrod, Finanzexperte und Partner von Bakers & McKenzie das System. Da die Bank die Papiere sowieso verwaltet, gibt es so gut wie keinen Unterschied.
Es sei denn, das Finanzinstitut geht pleite. Dann verliert der Kunde nicht nur seine Ersparnisse, sondern auch das Anrecht auf die Aktie. Dies ist gerade in Russland allerdings ein durchaus mit einzukalkulierendes Risiko, denn allein in diesem Jahr verlor schon über ein Dutzend Banken die Lizenz.
Die Grauschemen stellen nach Angaben von Gutbrod weniger ein rechtliches als ein moralisches Problem dar. „Es gibt das ungeschriebene Gesetz, dass man sich in der Bankenwelt ordentlich verhält“, so Gutbrod. „Man läuft schließlich auch nicht nackt auf der Straße herum.“
Weil jedoch keine Strafen drohen, verstoßen praktisch alle großen Banken gegen diese Regel. Denn regionale Handelsbeschränkungen lassen sich nicht aufrecht erhalten. Es gibt immer wieder einen Weg, sie zu umgehen.
So wehrte UFG-Chef Boris Fjodorow Vorwürfe, dass seine Investmentbank illegal Gasprom-Aktien an Ausländer verkaufe, relativ locker ab: „Wir wurden schon dutzendemale überprüft. Zurzeit gibt es in Russland keine einzige große Investmentbank, die nicht mit Ausländern beim Handel mit Gasprom-Aktien kooperiert – natürlich im gesetzlichen Rahmen“, sagte er.
So sind die Untersuchungen, die der nationalistische Duma-Abgeordnete Juri Saweljew wegen der Angelegenheit forderte, wohl kaum eine Gefahr für die Banken.
(ab/.rufo)
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