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08-07-2004 Wirtschaft & Geld |
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Zentralbank entschlossen, Bankenkrise zu lösen
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Moskau. Die Zentralbank versucht, die russische Bankenkrise radikal zu lösen. Sie gab grünes Licht für einen Kauf der zahlungsunfähigen Guta-Bank durch die staatliche Wneschtorgbank. Sie verschaffte allen anderen Banken mehr Liquidität, indem sie den Mindestreservesatz von sieben auf 3,5 Prozent senkte. Die Banken müssen weniger Eigenkapital zurückhalten. Moodys überlegt dennoch, 18 russische Banken abzuwerten.
Zentralbankchef Sergej Ignatjew teilte am Mittwoch in der Duma mit, dass die Zentralbank der Wneschtorgbank die nötigen Kredite zur Verfügung stellen werde, damit diese die von der Zahlungsunfähigkeit bedrohte Guta-Bank übernehmen können.
Gleichzeitig verneinte der oberste Währungshüter, dass die Zentralbank schwarze Listen über Banken führe. „Ich habe drei verschiedene Listen gesehen“, sagte Ignatjew. „Darauf sind tatsächlich einige Banken, an die die Zentralbank Fragen hat. Aber alle diese Fragen können auf dem normalen Dienstweg geklärt werden.“
Besondere Erwähnung fanden Guta- und Alfa-Bank. Sie seien, was ihre legale Arbeitsweise betreffe, über jeden Zweifel erhaben, teilte Ignatjew mit. Beide Privatbanken waren in dieser Woche von ihren Kunden fast gestürmt worden, nachdem Gerüchte über Zahlungsunfähigkeit die Runde machten. Während die Guta-Bank daraufhin in die Knie ging, konnte die Alfa-Bank bislang ihren Zahlungsforderungen nachkommen. Dennoch klagt sie über Einlageverluste im Wert von 100 Mio. USD.
Keine ausreichende Liquiditätshilfen
Zur zusätzlichen Stabilisierung des Marktes senkte die Zentralbank den Mindestreservesatz auf 3,5 Prozent. Damit haben die russischen Banken etwa vier Mrd. Euro mehr an freien Mitteln.
Trotz der Gegenmaßnahmen bleibt die Finanzwelt skeptisch. Max Gutbrod, Finanzexperte und Partner bei Baker &McKenzie in Moskau, glaubt zwar, dass nach den Maßnahemen eine leichte Entspannung eingetreten sei, kritisierte gegenüber RUFO aber gleichzeitig, dass das Instrumentarium der Zentralbank an sich nicht ausreichend sei. „Sie hat keine ausreichende Möglichkeit, Banken Liquiditätshilfe zu geben.“ sagte Gutbrod. Dies sei eine große Schwäche im russischen Bankensystem.
Die Finanzaufsichtsbehörden tragen seiner Auffassung nach zumindest eine Teilschuld an der derzeitigen Bankenschwäche. „Es gibt keine offensichtlichen Kriterien, welche der 1.500 Banken verschwinden sollen“, sagte Gutbrod. „Nach der Schließung von Sodbusinessbank und Kredittrust fragen sich viele, wer der nächste sein werde.“
Die Ratingagentur Moody´s überlegt, bei 18 russischen Banken die Einschätzung für Valuta-Langzeitanleihen nach unten zu revidieren. Bei vier Banken will Moodys eine Stabilitätsprüfung durchführen. Darunter ist auch die Alfa-Bank.
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