Moskau. Vor sechs Jahren, am 17. August 1998, musste die russische Zentralbank die Zahlungsunfähigkeit Russlands eingestehen. Der Rubel kollabierte, Millionen Kleinanleger verloren ihre Ersparnisse. Einer Umfrage zufolge glaubt fast die Hälfte der Russen angesichts der weiter schwelenden Bankenkrise, dass eine Wiederholung der Tragödie jederzeit möglich sei.
In diesem Jahr verloren bereits 13 Banken ihre Lizenz. Allein in der vergangenen Woche wurden die Paweletzki-Bank und die Bank Dialog-Optimum wegen Zahlungsunfähigkeit geschlossen. Der nächste Kandidat auf der Liste ist wohl die „Granit“-Bank. Schon seit einigen Tagen zahlt die Bank „aus technischen Gründen“ kein Geld mehr aus.
Experten halten zwar eine Wiederholung der Finanzkrise von 1998 für unwahrscheinlich, die russischen Bürger sind allerdings unsicher. 47 Prozent glauben einer WZIOM-Umfrage nach, dass eine derartige Situation erneut auftreten könne. Allerdings ist der „Hauptbeschuldigte“, Ex-Präsident Boris Jelzin, inzwischen von der politischen Bühne abgetreten. 57 Prozent der Russen glauben, dass er für den Crash 1998 verantwortlich war.
21 Prozent halten den damaligen Premier Sergej Kirijenko für den Hauptschuldigen. Der Politiker klagte bereits gegen mehrere Zeitungen, die berichtet hatten, er habe vor dem Crash sein Privatkapital ins Ausland geschafft.
Immerhin 16 Prozent der Russen glauben, dass die Oligarchen die Finanzkrise verursacht haben. Diese These erhält durch Untersuchungen der Schweizer Staatsanwalt gegen Roman Abramowitsch neue Nahrung. Die Behörden ermitteln u.a. gegen ihn wegen der Unterschlagung von 4,8 Mrd. USD, die der Internationale Währungsfonds Russland 1998 zur Stützung des Rubels zur Verfügung stellte.
Der Rubel ist auch in diesen Tagen wieder Gesprächsthema. Die alten Scheine werden gegen fälschungssichere Banknoten (u.a. mit Wasserzeichen) ausgewechselt. Gegen eine Abwertung hilft das sicher nicht, aber immerhin macht es Fälschern das Leben schwerer.
(ab/.rufo)
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