Von André Ballin, Moskau. Der Chef der föderalen Energieagentur Sergej Oganesjan freut sich über die derzeit hohen Ölpreise. „Prinzipiell gilt, je höher der Ölpreis, desto besser“, sagte Oganesjan auf eine Frage von russland-aktuell. In diesem Jahr werde die Ölförderung in Russland um sieben – acht Prozent steigen, schätzte er. Außerdem sprach sich der Spitzenbeamte für eine Pipeline nach Nachodka und gegen die chinesische Route aus.
Der Bau einer Pipeline nach Fernost werde in zwei Jahren beginnen, teilte Oganesjan mit. Er selbst präferierte in dem Pressegespräch die Trasse nach Nachodka, da „sie strategisch mehr Möglichkeiten bietet“, während die Leitung nach Dazin in China eine „Sackgasse“ sei. Sollten die Ölressourcen Sibiriens ausreichen (nötig sind etwa 80 Mio. Tonnen Förderung pro Jahr), dann werden freilich beide Projekte realisiert.
Die drei Ölkonzerne Yukos, Sibneft und TNK-BP kritisierte Oganesjan wegen verschiedener Verstöße gegen Ölförderrichtlinien. Vor allem die Überschreitung der Fördermenge missfiel dem Chef der Föderalen Energieagentur, da sie die Nachhaltigkeit in Frage stellt. „Ich bin natürlich dafür, dass die Ölförderung in Russland steigt. Eine enorme Steigerung jetzt, einhergehend mit einem deutlichen Abfall in ein, zwei Jahren, lehne ich jedoch ab.“
Den derzeit hohen Ölpreis begrüßte Oganesjan. Allerdings werde durch die hohen Exportgewinne bei Rohöl die russische Verarbeitungs- und die Chemieindustrie ein wenig vernachlässigt, kritisierte er. Außerdem bemängelte er den hohen Energiebedarf der russischen Industrie, gab jedoch zu, dass dieses Problem nicht in kurzer Zeit gelöst werden kann.
„Viele Industrieanlagen sind veraltet und müssten durch neue ersetzt werden. Dieses fordert allerdings bedeutende Investitionen.“ Darum könne die Modernisierung nur schrittweise geschehen.
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