Kühnemund: Ich glaube schon. In erster Linie hat mich die Trainerin immer wieder auf die kulturellen Unterschiede hingewiesen. Sie hat mir gesagt, dass ich davon ausgehen muss, dass die Leute hier meiner Logik, die geprägt durch meine Kultur ist, nicht folgen werden. Selbstverständlich nicht, weil sie mich nicht verstehen, sondern weil sie anders denken.
russland-aktuell: Wie war die Reaktion von Freunden und Verwandten auf Ihre Pläne?
Kühnemund: Ich habe natürlich viele Leute gefragt und dabei erstaunt festgestellt, dass viele meiner Freunde schon einmal in Russland waren. Aber in meiner Familie oder auch bei engen Familienfreunden war die Reaktion aufgrund der Kulturunterschiede und eventueller Berührungsängste eher zurückhaltend.
russland-aktuell: Sie kommen aus der ehemaligen DDR. Hat Ihnen der Schulunterricht irgend etwas gebracht?
Kühnemund: Eigentlich nicht. Meine Russischkenntnisse waren limitiert, mein Wissen über Russland sogar noch begrenzter. Wir haben ja im Unterricht ein ganz anderes Russlandbild vermittelt bekommen.
russland-aktuell: Was fasziniert Sie an Russland und was stößt Sie ab?
Kühnemund: Mich fasziniert die Einstellung der Leute zum Leben. Viele Menschen hier stehen Tag für Tag vor großen Herausforderungen, dennoch sehen Sie stets vorwärts, haben keine Zukunftsangst. Außerdem begeistert mich immer wieder, dass der Stellenwert der Kultur in der russischen Gesellschaft sehr hoch ist. Trotz aller Anstrengungen finden die Menschen immer noch die Zeit und die Lust, um ins Theater oder ins Konzert zu gehen. Auf der anderen Seite ist der stete Gleichmut, der ewige Trott der Leute, mir nicht so vertraut. Nicht alle akzeptieren, dass sie mehr machen müssen als gewöhnlich, um voran zu kommen.
russland-aktuell: Wie lange sind Sie schon in Russland und wie lange wollen Sie noch bleiben?
Kühnemund: Ich bin das erste Mal im Mai letzten Jahres nach Moskau geflogen. Seit September arbeite ich ständig hier. Bestimmt werden innerhalb LSG Sky Chefs in der Zukunft noch weitere Aufgaben auf mich warten. Allerdings habe ich diese Stelle erst angenommen und es warten auch hier noch einige Aufgaben auf mich, die ich zu bewältigen habe. Von daher mache ich mir heute noch keine Gedanken, wann ich eine neue Herausforderung antrete. Und vor allem möchte ich richtig Russisch sprechen können, bevor ich hier weg gehe.
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