Moskau. Die Liaison von Yukos und Sibneft sollte den viertgrößten Ölkonzern der Welt gebären. Doch nun sieht es eher nach einer Totgeburt aus. Zurzeit laufen die Verhandlungen über die Rückabwicklung des Geschäfts. Auch, wenn die Yukos-Führung es bestreitet, halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Roman Abramowitsch die Fusion vereitelt haben soll. Klar ist: Seine Investmentgesellschaft Millhouse Capital will Sibneft zurückkaufen.
Ende November sei das Angebot von Millhouse Capital eingegangen, bestätigte Juri Beilin, Vorstandsmitglied des Konzerns, auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Nicht bestätigt wurde allerdings, dass Abramowitsch und der von ihm eingesetzte Sibneft-Chef Jewgeni Schwidler zuvor vorgeschlagen hatten, den ehemaligen Leiter der Präsidialverwaltung Alexander Woloschin als neuen Aufsichtsratschef des Gemeinschaftsunternehmens einzusetzen.
„Dass Woloschin Aufsichtsratschef werden sollte, habe ich nur in den Zeitungen gelesen“, zeigte sich Yukos-Chef Semjon Kukes überrascht. Im Gespräch sei nur Schwidler gewesen, teilte er mit. Doch der sollte laut Zeitungsberichten sogar den Posten bekommen, den jetzt Kukes und zuvor Michail Chodorkowski innehatten: Vorstandschef.
Damit hätte Abramowitsch die Kontrolle über das größte Ölunternehmen Russlands bekommen. Auf dieses Angebot wollten die Yukos-Aktionäre nicht eingehen, schließlich ist Yukos deutlich größer als Sibneft, was Ölförderung (81 Mio. Tonnen) und Export (50 Mio. Tonnen) betrifft.
Andererseits hat der Börsenwert von Yukos durch die ständigen Hausbesuche der Staatsanwaltschaft – 678 Befragungen gab es seit Oktober – deutlich gelitten. So wird schon gemunkelt, dass Abramowitsch, der derzeit über jede Menge Bargeld verfügt, u.a. durch die 3 Mrd. USD, die Yukos für die Sibneft-Übernahme schon gezahlt hat, nun seinerseits Yukos übernehmen könnte. Die Zeitschrift „Profil“ behauptet sogar, dass Kreml und Abramowitsch bei der Enteignung Chodorkowskis zusammengearbeitet haben sollen. Der Kreml übt Druck auf Yukos aus, nimmt Chodorkowski in Haft und Abramowitsch nutzt die Schwierigkeiten von Yukos, um die Kontrolle über den Konzern zu erlangen.
Doch dabei gab es ein Problem: Die Yukos-Aktionäre stimmten der Umbesetzung des Vorstandes nicht zu. Deshalb ließ Abramowitsch den Deal platzen, heißt es. Offiziell bestätigt wird natürlich keines der Gerüchte und sollte die Aktion so geplant gewesen sein, könnte sie sich zum Bumerang entwickeln.
Die Scheidung zwischen Yukos und Sibneft ist nämlich noch nicht unterschrieben. Zurzeit besitzt Yukos 92 Prozent der Sibneft-Papiere. Ein Verkauf der Aktien werde nur stattfinden, wenn er im Interesse der Aktionäre von Yukos sei, bekräftigte Beilin. Dass dies letztendlich geschieht, bezweifelt eigentlich kaum jemand. Doch es gibt noch Streit um die drei Mrd. USD, die Yukos Sibneft-Aktionären (Abramowitsch) für die Papiere in bar auszahlte. Yukos möchte dafür zumindest Kreditzinsen zurückerstattet haben.
Die Rückabwicklung wird sich mindestens noch einige Monate lang hinziehen und beide Konzerne eine Menge Geld kosten. Ob Abramowitsch die derzeitige Aktienschwäche von Yukos ausnutzen kann, um sich das Unternehmen anzueignen, ist zu bezweifeln.
(ab/.rufo)
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