Moskau. In den ersten acht Monaten dieses Jahres sei Fracht auf dem Weg nach Russland im Wert von umgerechnet 55,4 Millionen von weißrussischen Zöllnern beschlagnahmt worden. Dies behauptet der russische Botschafter in Minsk Alexander Blochin. Dabei seien die Gründe für die Konfiszierung unwesentlich, formal, manchmal sogar zweifelhaft, kritisiert der russische Diplomat. Vor allen Dingen auf Wertgüter hätten es die Zöllner abgesehen.
Die russischen Importeure seien in Russland nicht rechtmäßig registriert, lautet die weißrussische Rechtfertigung für die Beschlagnahmung der Waren. Blochin hält dagegen, dass dies wohl russische Gerichte entscheiden müssten und nicht weißrussische Zöllner. Nach seinen Angaben verdoppelte sich jährlich der Anteil der an der Grenze einbehaltenen Fracht. Im Jahr 2000 waren es etwa 12,6 Mio. Euro, 2001 25,2 Mio. Euro und 2002 schon Waren im Wert von 50,3 Mio. Euro.
Der scharfe Angriff des russischen Diplomaten ist wohl ohne (zumindest inoffizielle) Rückendeckung aus dem Außenministerium nicht zu erklären. Schon seit einiger Zeit tobt ein mittelschwerer Handelskrieg zwischen den beiden Ländern.
Der russische Erdgasriese Gasprom erhöhte den Weißrussen vor kurzem den Gaspreis. Minsk dagegen droht mit einer Blockade der Gasleitungen durch sein Land, der Einziehung russischen Eigentums in Weißrussland und der Nichteinführung der Rubelwährung. Gespräche zwischen Gasprom-Chef Alexej Miller und Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko brachten am Mittwoch auch noch keine endgültige Lösung im Konflikt.
Eigentlich wollen die beiden Staaten zusammen mit der Ukraine und Kasachstan einen einheitlichen Wirtschaftsraum – ähnlich dem EU-Modell – bilden. Doch die Streitigkeiten der politischen Führung könnten das Projekt behindern, wenn nicht gar gefährden.
(ab/.rufo)
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