Moskau. Falle der Ölpreis auf 15 USD pro Barrel, gebe es eine ernste Bankenkrise, behauptet der Stellvertretende Zentralbankchef Russlands Oleg Wjugin. Viele Banken verdienen ihr Geld durch Kredite an die Ölkonzerne. Bei einem fallenden Ölpreis könnten manche Kredite nicht sofort zurückgezahlt werden. Das hätte fatale Auswirkungen auf das schwache Bankensystem Russlands, prognostiziert Wjugin. Darum soll der Staat nach Ansicht des Zentralbankers beizeiten Gegenmaßnahmen einleiten.
40 Prozent der Kredite gehen derzeit an die Erdölexporteure. Zwar finanzieren nur wenige Banken diese Exporte, doch sie gehören zu den größten Russlands. Fällt der Ölpreis, glaubt Wjugin, dass etwa ein Fünftel der Gelder verloren sein könnte. Dies hätte eine „ziemlich scharfe Krise“ im Bankensektor zur Folge.
Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Ölpreis auf 15 USD fällt, lässt sich schwer abschätzen. Für den Staatshaushalt hätte dies auch ohnhein keine großen Auswirkungen. Das Defizit hält sich mit zwei – drei Milliarden USD im Rahmen. Bei den privaten Banken sieht das anders aus.
Die Zentralbank schlug daher schon vor einiger Zeit vor, die gesetzlich vorgeschriebenen Geldreserven der einzelnen Banken zu senken. So könnten die im Falle einer Krise länger auszahlen. Doch die Maßnahme ist wohl allein wenig hilfreich, vermuten Bankexperten, auch wenn sie die Geldmenge, die den Banken zur Verfügung steht, erhöht.
Es ist kein Geheimnis, dass die russische Wirtschaft stark von der Rohstoffindustrie abhängig ist. Die Schwäche des Bankensystems hatten die Russen zuletzt 1998 am eigenen Leib schmerzhaft erfahren müssen. Im August vernichtete der „Default“ einige Großbanken und mit ihnen die Spareinlagen von Millionen Russen. Sechs Jahre zuvor hatte die Preisliberalisierung das halbe Land in die Verarmung getrieben. Droht dem Rhythmus entsprechend nach sechs fetten Jahren wieder eine Krise?
Der derzeit sehr hohe Rubelkurs im Verhältnis zum Dollar bei einer gleichbleibend hohen Inflation von über zehn Prozent erhöht zumindest das Risiko, dass Russlands Wirtschaft bei einer Unregelmäßigkeit ins Trudeln gerät. Dennoch versprach Finanzminister und Vize-Premier Alexej Kdurin an einer weiteren Aufwertung des Rubels gegenüber dem Dollar um jährlich drei - vier Prozent zu arbeiten.
(ab/.rufo)
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