Moskau. Die Deutsche Bank hat das Gericht in Houston angerufen, den Bankrottantrag des russischen Ölkonzerns Yukos zurückzuweisen. Yukos liege außerhalb der US-Gerichtbarkeit, heißt es. Deutsche Bank gehörte einem Konsortium an, das auf Wunsch des Kremls für den Kauf der Yukos-Tochter Juganskneftegas gegründet wurde.
Yukos sei im US-Bundesstaat Texas geschäftlich nicht vertreten, heißt es in der DB-Klage. Dort lebe lediglich der amerikanische Finanzdirektor der russischen Ölgesellschaft Bruce Misamore. Und dieser habe auch noch weniger als zwei Wochen in Houston gelebt, als er den Bankrottantrag stellte. Also sei das Houstoner Gericht für den Fall Yukos nicht zuständig.
Die Richterin Leticia Clark hatte die Moskauer Versteigerung für zehn Arbeitstage bis zur endgültigen Klärung ausgesetzt. Die Auktion fand trotzdem statt. Am 5. Januar soll das Gericht erneut zusammentreten.
Das DB-Bankenkonsortium und der russische Staatskonzern Gasprom nahmen die Warnung des US-Gerichts offenbar ernst und blieben der Moskauer Auktion fern. Im Kreml spricht man indes offen von einer bevorstehenden Fusion zwischen Gasprom und Rosneft. Stimmt das, so war Gasprom der Endkäufer. Falls texanische Richter den Yukos-Bankrott bestätigen, würde sich der Gasriese Verfolgungen durch die US-Justiz aussetzen.
Die Klage gegen den Yukos-Bankrott im texanischen Gericht könnte ein Indiz dafür sein, dass Deutsche Bank und russische Kremlführung die Idee einer Finanzierung des Kaufs der Fördergesellschaft Juganskneftegas durch ein internationales Bankenkonsortium nicht endgültig aufgegeben haben.
Falls DB im Houstoner Gericht scheitert, bliebe dem Kreml nur die Finanzierung aus dem russischen Staatshaushalt.
Wurde Baikalfinanz aus dem Staatssäckel finanziert ?
Unbestätigten Meldungen zufolge schrumpfte die russische Gold- und Devisenreserve vor der Auktion am 19. Dezember um 1,7 Milliarden US-Dollar. Soviel musste die Strohfirma Baikalfinancegroup, die den Zuschlag bekam, damals als Kaution hinterlegen. Wenn die Ölgesellschaft Rosneft, die jene Scheinfirma später übernahm, auch noch den vollen Preis von 8,6 Milliarden USD aus der Staatskasse bezahlen wollte, würde das unweigerlich auffallen.
Trotz massiven Drucks von offizieller russischer Seite gibt Yukos nicht auf. An diesem Donnerstag wollen seine Anwälte in den vier größten US-Zeitungen eine Anzeige mit der Warnung veröffentlichen, Yukos werde allen Teilnehmern des „illegalen Juganskneftegasgeschäfts“ Schadenersatzforderungen in einer Gesamthöhe von 20 Milliarden USD präsentieren. Der Text wird auch in der russischen „Vedomosti“ und in der englischsprachigen „Moscow Times“ erscheinen.
(adu./rufo)
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