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Paradox: Der Ölpreis ist stabil, doch die Wirtschaft in Russland wächst nicht recht (Foto: Djatschkow/.rufo)
Paradox: Der Ölpreis ist stabil, doch die Wirtschaft in Russland wächst nicht recht (Foto: Djatschkow/.rufo)
Freitag, 02.08.2013

Russischer Wirtschaft droht die Stagnation

Moskau. Die Anzeichen stehen auf Sturm. Mehrere Indikatoren deuten auf den Beginn der Stagnation in Russland hin. Industrie und Handel sind schwach, nun hoffen wenigstens Russlands Bauern auf eine reiche Ernte.

Die russische Industrie tritt auf der Stelle. In einer Umfrage des Gaidar-Instituts klagen die Unternehmer vor allem über fehlende Nachfrage. Der Selbsteinschätzung der Branche nach liegt die Nachfrage derzeit auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahr. Viele Betriebe mussten trotz steigender Tarife für Energie und Wasser die Preise senken. Ein Viertel aller Befragten klagte über sinkende Gewinne, nur 15 Prozent berichteten über einen Zuwachs.

Industrie schwächelt


Schon im ersten Halbjahr verzeichnete die Industrieproduktion mit einem Plus von nur 0,1 Prozent lediglich statistisch einen Zuwachs. Auch der Handel zeigte zuletzt ungewohnte Schwächen. Viele Kleinunternehmer klagen über die seit Jahresbeginn drastisch gestiegenen Sozialausgaben, rund 300 000 Einzelunternehmer machten aus diesem Grund ihren Laden dicht.

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Somit lag das Wirtschaftswachstum mit 1,7 Prozent deutlich unter den Erwartungen – obwohl sich der Ölpreis stabil bei über 100 Dollar pro Barrel bewegt. Das Wirtschaftsministerium hatte daher schon im Frühjahr die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr auf 2,4 Prozent heruntergesetzt. Vizewirtschaftsminister Andrej Klepatsch räumte zuletzt ein, dass die Prognose möglicherweise noch einmal im August korrigiert werden müsse. Zugleich hatte der Beamte aber erklärt, der Juni sei der letzte Krisenmonat gewesen, in der zweiten Jahreshälfte werde es aufwärts gehen.

Unternehmer sind skeptisch


Davon ist derzeit noch nichts zu spüren. Laut dem Unternehmer- und Industriellenverband RSPP ist der Geschäftsklima-Index im Juli negativ. 16 Prozent der Unternehmen berichteten über Entlassungen. Das ist ein Dreijahreshoch – und das, obwohl viele Firmen über einen Mangel an qualifiziertem Personal berichten. Gleichzeitig schieben die Unternehmen auch eigene Investitionen auf die lange Bank, um nicht „auf Lager“ zu produzieren.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Bank HSBC, die einen Einkaufsmanager-Index (PMI) für Russland erstellt. Er setzt sich aus Umfrageergebnissen unter den für den Einkauf im Industriebereich zuständigen Managern zusammen.

Hohe Lagerbestände, wenig Nachfrage


Der Index fiel nach zuletzt hoffnungsvollen 51,7 Punkten im Juni auf 49,2 Punkte – der schlechteste Wert seit Dezember 2009. Ein Wert unter 50 Punkten deutet auf eine Rezession hin. Zudem wachsen bereits den dritten Monat in Folge die Lagerbestände.

Die Chancen darauf, dass die Volkswirtschaft sich von ihrem Tiefpunkt schnell erhole, seien „gering“, erklärte der Chefvolkswirt der HSBC für Russland Alexander Morosow. Die Hoffnungen sind vor allem mit der Landwirtschaft verbunden. Eine vermutlich gute Ernte könnte der Lebensmittelindustrie neue Impulse verleihen. Für eine Änderung des Gesamtbilds scheint das aber zu wenig.

Staat fehlt Geld für Konjunkturspritze


Eigentlich müsste der Staat nun ein ähnliches Konjunkturpaket wie während der Krise 2008/2009 bündeln. Allein es fehlt das Geld. Die Etatausgaben haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, gleichzeitig liegt im Reservefonds derzeit nur noch halb so viel Geld (gut 60 Mrd. Euro) wie vor der letzten Krise.

Teure Prestigeprojekte wie die Olympischen Spiele in Sotschi, der APEC-Gipfel in Wladiwostok und zuletzt die Vorbereitung zur Fußball-WM 2018 haben tiefe Löcher in den Haushalt geschlagen. Der wirtschaftliche Effekt dieser Projekte ist allerdings laut Experten gering.



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