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Steht unter Mordverdacht und erhebt selbst harte Beschulidgungen: Bankier Alexej Frenkel (Foto: NTV) |
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Freitag, 19.01.2007
Koslow-Mord: Verdächtiger Bankier greift Zentralbank anMoskau. Der Mordfall um den Vize-Zentralbankchef Andrej Koslow nimmt eine neue Wendung. Der als Auftraggeber der Killer verhaftete Bankier Alexej Frenkel bezichtigt die Zentralbank der Geldwäsche.
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In einem offenen Brief hatte Alexej Frenkel bereits im November die Zentralbank scharf angegriffen. Gestern übergab der Vater des Mordverdächtigen das Material der Wirtschaftszeitung "Kommersant".
Das Oberste russische Geldinstitut kämpfe in Wirklichkeit gar nicht gegen Kaiptalflucht und Geldwäsche, schrieb Frenkel. Stattdessen beschäftige sie sich selbst damit. Banken, die bei Geldwäsche behilflich sind, dürfen weitermachen; sauberen Banken werde unter Vorwänden die Lizenz entzogen.
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Geldwäsche in Russland überflüssig
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Der mehrere Seiten lange Brief wurde nun auf der Internetseite des Kommersant-Verlags veröffentlicht. Der Bankier führt darin aus, dass Geldwäsche in Russland nicht nötig sei, da man im Gegensatz zu Europa praktisch überall problemlos mit Bargeld bezahlen könne, ohne Verdacht zu erregen.
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Insofern sei der öffentlichkeitswirksam geführte Kampf der Zentralbank gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung nur ein Instrument, um sich die russischen Banken unterzuordnen. Unliebsamen Banken würde die Aufnahme in das Einlagenversicherungssystem aufgrund intuitiver Eingaben der Kontrolleure und nicht aufgrund von offensichtlichen Gesetzesverstößen verweigert, klagte Frenkel.
Diejenigen Banken aber, die nicht im Einlagenversicherungssystem integriert seien, drohe der schnelle Lizenzentzug, wobei ebenfalls nicht gesetzliche Grundlagen zum Maßstab genommen würden. Das staatliche Geldinstitut verstoße bei seinen Handlungen sogar gegen Gerichtsurteile, behauptet der Bankier.
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Zentralbank selektiert nach unscharfen Kriterien
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Um seine These zu belegen, führt Frenkel mehrere Beispiele an, in denen die Zentralbank sehr unterschiedlich reagierte. Bei einigen Banken sah sie sehr lange dem offensichtlich gesetzwidrigen Treiben zu. Dort wurden monatelang große Beträge hin und her geschoben, ohne dass die Zentralbank reagierte. Bei anderen Banken wurden formale Fehler zum Anlass der schnellen Schließung.
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Die Zentralbank reguliert den sehr profitablen Markt der Barauszahlungen, begnadigt diejenigen, die zahlen, und bestraft diejenigen, die nicht zahlen wollen und sich weigern auf den Strich zu gehen, schreibt er. So wurde Frenkels Angaben zufolge seine Bank sehr schnell geschlossen, da sie sich geweigert habe, große Summen von Mitarbeitern der Zentralbank über ihre Konten laufen zu lassen.
Die Führung der Zentralbank ist der Ansicht, dass ihre Bank geschlossen werden muss (ohne Angabe der Gründe). Wenn Sie zustimmen, die Bank zu verbrennen (d.h. Milliarden Rubel über die Konten laufen zu lassen d. R.), dann bleibt Ihre Bank noch einige Monate am Leben zitiert Frenkel die angebliche Anweisung der Zentralbanker.
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Zentralbank will Marktöffnung, um mehr Geld zu verschieben
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Außerdem wirft er der Bank Manipulationen auf eigenen Konten und Geldschieberei ins Ausland vor.
Eine Hauptthese Frenkels besteht schließlich darin, dass die Zentralbank den russischen Markt für ausländische Banken öffnen wolle, um mit ihrer Hilfe große Summen Geld ins Ausland zu transferieren. Aus diesem Grund sei die Bank daran interessiert, russische Banken als kriminell darzustellen und die Illusion zu erzeugen, dass diese ständig Geld wüschen.
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Frenkel als Sündenbock der Behörden?
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Dieser Brief wirft ein neues Licht auf die Verhaftung des Bankiers. Es war klar, dass es einen Konflikt zwischen Koslow, dem Hauptverantwortlichen für die Politik der Zentralbank, und Frenkel gab. Es ist aber unlogisch, dass jemand, der einen Mord in Auftrag gibt, weiter offen auf Konfliktkurs mit der Zentralbank steuert.
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Koslow wurde im September 2006 auf dem Sportgelände des Fußballclubs Spartak erschossen. Die Auftragskiller, drei Ukrainer, wurden bald nach der Tat festgenommen, konnten aber nur wenige Angaben zu den Mittelsmännern des Anschlags machen. Im Dezember erklärte die Staatsanwaltschaft den Fall für aufgeklärt. Anfang Januar wurde Frenkel als angeblicher Auftraggeber verhaftet.
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Russische Medien vermuten nun, dass Frenkel der Mord nur wegen seiner Kompromisslosigkeit angehängt werden soll. Dabei wird auch das rigorose Vorgehen der Staatsanwaltschaft in diesem Licht interpretiert, die den Bankier erst ohne Anwalt verhörte. Als der Anwalt Igor Trunow dann die Behörden kritisierte und behauptete, dass die Anklage gegen seinen Mandanten nur auf den Behauptungen einer ebenfalls Verdächtigen beruhten, leitete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Trunow ein, um ihm den Anwaltsstatus zu entziehen.
Dieser habe Ermittlungsgeheimnisse preisgegeben, argumentiert die Behörde. Trunow selbst sieht darin einen Einschüchterungsversuch.
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(ab/.rufo)
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