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Ein Haudegen und Großmaul - aber immer loyal zu Jelzin: Ex-Verteidigungsminister Pawel Gratschow (Foto: newsru.com)
Ein Haudegen und Großmaul - aber immer loyal zu Jelzin: Ex-Verteidigungsminister Pawel Gratschow (Foto: newsru.com)
Montag, 24.09.2012

Jelzins Verteidigungsminister Gratschow gestorben

Moskau. Pawel Gratschow, in den ersten Jahren der Jelzin-Zeit Russlands Verteidigungsminister, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Gratschow kommandierte die Armee im wenig ruhmreichen ersten Tschetschenien-Krieg.

Weithin bekannt wurde der hoch dekorierte Afghanistan-Veteran und damalige Kommandeur der russischen Fallschirmjäger-Truppen während des Putsches gegen Michail Gorbatschow im August 1991: Zunächst ließ Gratschow seine Einheiten auf Befehl des Putschkomitees GKTschP in Moskau einrücken – doch dann stellte er sich mit seinen Einheiten auf die Seite des russischen Präsidenten Boris Jelzin.

Nach dem endgültigen Zerfall der Sowjetunion machte Jelzin seinen treuen Alliierten dann 1992 zum Verteidigungsminister. Gratschow stand Jelzin auch in dem Machtkampf zwischen Kreml und Parlament im Herbst 1993 bei: Er war es, der den Befehl zum Beschuss des Weißen Hauses gab.

Abzug aus Deutschland - per Mercedes


Doch in seinen Ministerjahren zog Gratschow dann schon eine ganze Schleppe von Skandalen und Kritikpunkten hinter sich her. Da sich sein Ministerium vor dem Abzug der russischen Truppen aus Deutschland noch mit feinen Limousinen eingedeckt hatte, bekam er den Spitznamen „Pascha-Mercedes“ weg.

Außerdem war Gratschow in den Mord an dem Journalisten Dmitri Cholodow verwickelt, der sich mit kritischen Berichten über die russische Armee einen Namen gemacht hatte. Gratschow wurde dabei aber nur als Zeuge vernommen.

Großmacht-Fiasko: Gratschows Eroberung von Grosny


Kein militärisches Ruhmesblatt war auch der erste Tschetschenienkrieg ab 1994, in dem Gratschow zunächst persönlich von Mosdok aus die russischen Truppen kommandierte. Zahlreiche Militäroperationen in dem Feldzug gegen die Separatisten in Grosny scheiterten oder forderten enormen Blutzoll unter den schlecht vorbereiteten und ausgerüsteten russischen Soldaten.

Gratschow sprach dabei süffisant von "18-Jährigen Jungs, die mit einem Lächeln auf den Lippen für Russland sterben".
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Der militärische Fiasko im Kaukasus und die massive Kritik in der russischen Bevölkerung an dem brutal geführten Krieg als solchen führte 1996 zur Entlassung Gratschows als Minister. Er blieb aber offiziell bis vor fünf Jahren Armee-Angehöriger und arbeitete auf Posten bei den Rüstungsagenturen RosWooruschenije und RosOboronExport.

Verdienste um die atomare Sicherheit


Armee-Insider sehen Gratschows Wirken aber nicht nur unter negativen Vorzeichen: Immerhin sei es ihm gelungen, in den chaotischen Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Kontrolle über das atomare Arsenal der taumelnden Supermacht zu bewahren.

Außerdem habe Gratschow Ideen entwickelt, die erst jetzt mühsam bei der Armeereform umgesetzt werden: Er sprach sich bereits in den 90er Jahren für eine Verkleinerung der Mannstärke der Streitmacht und den Übergang auf eine Berufsarmee aus.

Stillschweigen über Art der Krankheit


Nach Aussage von Viktor Baranez, einem ehemaligen Pressesprecher des Verteidigungsministeriums, litt Gratschow in den letzten Jahren an einer nicht näher genannten unheilbaren Krankheit und lebte auf seiner Datscha.

Vor zwölf Tagen wurde Gratschow in schlechtem Zustand in eine Moskauer Herzklinik eingeliefert. Die Aussagen über seine Erkrankung und seinen Zustand waren widersprüchlich. Neben Herzproblemen und Lähmungserscheinungen war auch von einem Schlaganfall oder einer Lebensmittelvergiftung die Rede.

Offiziell wurde bisher keine Todesursache genannt. Die Beerdigung Gratschows wurde für morgen angesetzt.



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