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Patriarch Ilja II. Schwarzer Talar, weißer Bart und strenger Blick als Markenzeichen (Foto: newsru) |
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Donnerstag, 03.01.2008
Georgiens Patriarch Ilja II. wird 75 Jahre altTiflis. Er ist einer der dienstältesten Kirchenfürsten weltweit. Bereits seit 30 Jahren ist Ilja II. Patriarch in Georgien, nun wird er 75 Jahre alt. Im Gegensatz zu Präsident Saakaschwili ist er in Georgien unumstritten.
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Als er im Dezember 1977 ins Amt eingeführt wurde, war Eduard Schewardnadse Parteichef in der sowjetischen Teilrepublik. Die Sowjetunion ist längst Geschichte, Schewardnadse ist es im unabhängigen Georgien inzwischen als Staatschef auch.
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Ilja II. hingegen hat alle Erschütterungen in der stets brodelnden kleinen Kaukasusrepublik überstanden. Am 4. Januar feiert er seinen 75. Geburtstag.
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Respekt bei der Bevölkerung ist groß
Ich habe großen Respekt vor Patriarch Ilja, wie eigentlich alle in Georgien den Patriarchen verehren, sagt Tamuna Gogritschiani. Die junge Frau ist in Tiflis geboren und bezeichnet sich selbst als wenig religiös. Dennoch hat sie sich vor einigen Jahren taufen lassen. Nicht ihre Eltern, die noch in der Sowjetzeit geprägt wurden, sondern sie selbst hat diese Entscheidung getroffen.
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Das Beispiel zeigt den erstarkenden Einfluss der Kirche vor allem unter den jungen Menschen in Georgien. Fast 75 Prozent der Bevölkerung - rund 3,5 Millionen Menschen - bezeichnen sich in Georgien inzwischen wieder als orthodox. Der orthodoxe Glaube ist Teil eines nationalen Selbstverständnisses und dient der Abgrenzung von den anderen, meist islamischen Nachbarvölkern im Kaukasus.
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Christentum mit langer Tradition
Das Christentum kam früh nach Georgien. Seit fast 2.000 Jahren gibt es Christen in der Region. Damit ist die georgische orthodoxe Kirche wesentlich älter als ihre russische Schwesterkirche, der sie von 1811 bis 1917 nach der Einverleibung Georgiens in das russische Reich unterstellt war.
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Erst nach der Revolution 1917 erklärte das Patriarchat in Tiflis seine Unabhängigkeit von Moskau. Doch die Freiheit währte nur kurz.
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Unterdrückung zu Sowjetzeiten
Als die Rote Armee den Kaukasus-Staat eroberte, war die georgische orthodoxe Kirche zunächst ein Widerstandsherd gegen das Sowjetregime. Doch dieser Widerstand wurde schnell und mit Härte gebrochen.
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Der georgische Patriarch Ambrosius wurde festgenommen und zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. 1927 starb er an den Folgen der Haft und so arrangierte sich das Patriarchat in Tiflis schließlich notgedrungen mit den neuen politischen Umständen.
Es ist fast eine Ironie des Schicksals, dass der heutige Patriarch Ilja II. als Irakli benannt nach dem georgischen König Irakli II. 1933 in einer Stadt geboren wurde, die ihren Namen dem sowjetischen Eroberer Georgiens, Sergo Ordschonikidse, verdankte. Heute heißt die Stadt Wladikawkas und gehört zur russischen Teilrepublik Nordossetien.
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Seit Jahren gibt es Konflikte in Georgien
Auf der anderen Seite der Grenze liegt Südossetien. Die abtrünnige georgische Teilrepublik fordert ähnlich wie Abchasien seit Jahren ihre Unabhängigkeit von Tiflis. Zwei blutige Bürgerkriege hat der Konflikt schon ausgelöst und bis heute sorgt er für gespannte Beziehungen zwischen Tiflis und Moskau sowie Instabilität in Georgien.
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Kein Wunder, dass die Bevölkerung Zuflucht im sicheren Schoß der Kirche sucht. Ilja erweckt in seinem schwarzen Talar, mit strengem Blick, weißem Bart und Hirtenstab, nicht nur den Eindruck eines energischen Kirchenführers, es ist ihm tatsächlich gelungen, die Rolle der Kirche zu stärken.
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Georgisch-orthodoxe Kirche als Stabilitätsfaktor
Die Anzahl der Bistümer hat sich verdoppelt, die Zahl der Gläubigen unter seiner Regentschaft vervielfacht. Zahlreiche Kirchen und Klöster wurden gebaut oder restauriert. Selbst auf dem Höhepunkt der russisch-georgischen Krise konnte er das freundschaftliche Verhältnis zur russisch-orthodoxen Kirche wahren, wobei ihm sicherlich auch sein Theologiestudium in Moskau zu Gute kam.
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Während andere in seinem Alter an einen langsamen Rückzug denken, weitet Ilja II. seinen Einfluss auf die Politik aus. Er schlug vor, die Monarchie in Georgien einzuführen und war einer der politischen Vermittler nach den heftigen Zusammenstößen von Opposition und Sicherheitskräften im November.
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Gesundheitlich scheint es ihm wesentlich besser zu gehen als dem russischen Patriarchen Alexi II.. Bei der geradezu sprichwörtlichen Langlebigkeit der Kaukasier könnte Ilja II. durchaus noch einige Jahre die Geschicke seiner Kirche lenken.
(ab/epd/.rufo/Moskau)
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