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Unterwürfig gegenüber dem Kreml: Tschetscheniens Herrscher Ramsan Kadyrow will auf seinen Amtstitel verzichten (Foto: ld/.rufo)
Unterwürfig gegenüber dem Kreml: Tschetscheniens Herrscher Ramsan Kadyrow will auf seinen Amtstitel verzichten (Foto: ld/.rufo)
Freitag, 13.08.2010

Tschetschenien: Kadyrow will nicht Präsident sein

Grosny. Ramsan Kadyrow hat sein Republik-Parlament die Aufgabe erteilt, einen neuen Namen für seinen Präsidenten-Posten zu finden. Wahrscheinlich läuft es auf „Oberhaupt“ hinaus – aber ginge vielleicht auch „Imam“?

„In einem geeinten Staat sollte es nur einen Präsidenten geben und in den Föderationssubjekten können sich die Verwaltungschefs Oberhaupt der Republik, Oberhaupt der Verwaltung oder Gouverneur nennen“, sagte Ramsan Kadyrow. Er selbst sei mit jedem Begriff einverstanden, den das Republik-Parlament festlegen werde.

Regionale "Präsidenten" - Erblast der Jelzin-Ära?


Diese Position habe schon Kadyrows Vater und Vorgänger Achmed-Hadschi Kadyrow vertreten, erklärte ein Pressesprecher des tschetschenischen Präsidenten. Der Amtstitel „Präsident“ für die Republik-Chefs sei eine „Ausgeburt der 90er Jahre“.

Für eine Umbennung hatte sich in diesem Jahr bereits der Duma-Vorsitzende und De-facto-Parteichef von „Einiges Russland“, Boris Gryslow ausgespochen.

Immer mehr Republikchefs heißen "glawa"


Einen Präsidenten gibt es in Russland nicht nur im Kreml, sondern auch in den meisten der 21 nationalen Republiken. Manche dieser Föderationssubjekte haben jedoch schon in den letzten Jahren den Präsidenten-Titel zu den Akten gelegt. So etwa 2005 in Nordossetien und 2007 in Kalmykien – sie werden jetzt von Oberhäuptern oder Leitern (russ.. „glawa“) regiert.

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Neben dieser auch in Karelien, Komi, Altaj und Mordowien üblichen Variante gibt es noch den „Vorsitzenden der Regierung“, der die sibirische Republik Chakassien regiert.

Degradierung gefällt sicher nicht überall


Für manche Präsidenten der großen und selbstbewussten Teilrepubliken – etwa Tatarstan, Dagestan oder Jakutien – dürfte die in Moskau sicher gern gesehene Initiative Kadyrows aber eine bittere Pille sein. Bedeutet sie doch, dass ihre Gebiete ein weitere identitätsstiftendes Stück ihrer zumindest auf dem Papier stehenden Souveränität verlieren.

Arsen Kanokow, der Präsident der Kaukasus-Republik Kabardino-Balkarien bezeichnete Kadyrows Initiative hingegen als richtig. Auch er wolle in Kürze eine Änderung in der Republik-Verfassung einbringen, um seinen Amtstitel zu reformieren.

Tschetscheniens Chef - "Imam" von Amts wegen?


Kadyrows staatstragender Vorstoß in Grosny wurde jedoch prompt durch ein Statement seines Pressesprechers mit einer neuen Diskussion überlagert: Auf die Frage, ob Kadyrow auch den Amtstitel eines „Imam“ annehmen könnte, meinte Alwi Karimow, dies sei durchaus denkbar, kein Verfassungsverstoß und „einfach zu schreiben und auszusprechen“. Wenn er Abgeordneter wäre, würde er für diese Lösung stimmen, so Karimow.

Daraufhin erklären heute Geistliche wie Politiker aller Couleur unisono, dass es unangemessen sei, in einem weltlichen Staat einem Verwaltungsrang einen traditionell religiös besetzten Amtstitel zu geben – auch wenn Imam schlicht „Vorsteher“ bedeute.

Historisches Vorbild: Imam Schamil


Kadyrow wolle sich auf diese Weise wohl zum moralischen Nachfolger des legendären Imam Schamil erheben, der im 19. Jahrhundert 25 Jahre lang mit den Tschetschenen und Dagestanern Widerstand gegen die russische Expansion geleistet hatte, heißt es.

„Wenn er auch Schamils Vollmachten an sich zieht, dann bekommen wir auf dem Gebiet Russlands ein lokales Kalifat mit sehr interessanten Folgen“, so der Islam-Gelehrte Roman Silantjew.

LDPR-Vorsitzender Wladimir Schirinowski erklärte, wenn Tschetschenien eine Imam als Regierungs-Chef haben wolle, müsse es sich zuvor zur „Islamischen Republik“ erklären.

Es stünde den Tschetschenen aber frei, ihr Oberhaupt inoffiziell Imam zu nennen - so wie in Dagestan der Republik-Chef oft als „Emir“ bezeichnet werde, so der studierte Turkologe. Beides bedeute eigentlich nichts anderes als "Chef".



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