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Evakuierung notwendig: Eine Jahrtausendflut setzt die Amur-Region unter Wasser (Foto: MTschS Chabarowsk)
Evakuierung notwendig: Eine Jahrtausendflut setzt die Amur-Region unter Wasser (Foto: MTschS Chabarowsk)
Freitag, 23.08.2013

Rekord-Hochwasser: Landunter in und um Chabarowsk

Chabarowsk. Das Wasser im Amur steigt und steigt und steigt – und das schon seit drei Wochen. Nun steht in der russischen Fernost-Regionalmetropole Chabarowsk der Höhepunkt des Hochwassers bevor – wobei starke Regenfälle die Lage noch verschärfen.

Am Freitag erreichte der Pegelstand des Amur 7,18 Meter – und alle Bemühungen, die Uferpromenade von Chabarowsk mit Sandsackbarrieren vor einer Überflutung zu sichern, erweisen sich als umsonst: Das Wasser bedrängt nun auch den auf Hügeln gelegenen Zentrumsbereich der Stadt am Zusammenfluss von Amur und Ussuri.

Eigentlich ist der Amur im Spätsommer ein zwar breites, aber sehr seichtes Gewässer, in dem die Schifffahrt wegen Untiefen immer schon schwierig war. Im Juli und August haben jedoch im Nordosten Chinas und im russischen Fernen Osten dreimal stärkere Regenfälle als üblich den Grenzfluss massiv anschwellen lassen: Der bisher höchste gemessene Pegelstand war 6,42 Meter – das war im Jahre 1897.

Fluthöhe kann noch um einen Meter steigen


Doch die Chabarowsker Behörden warnen, dass es noch heftiger kommt: In den nächsten Tagen könnte der Strom nochmals um einen Meter auf 8,20 Meter ansteigen. Verschärft wurde die Lage am Freitag durch neue sintflutartige Regenfälle. Die größte Sorge ist inzwischen, trotz der nie dagewesenen Fluthöhe die Wasserentnahme zur Trinkwasserversorgung der 600.000 Einwohner zählenden Stadt sicherzustellen. Auch die Funktionsfähigkeit von Kanalisation und Elektrizitätsnetz wird auf eine harte Probe gestellt.

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• Jahrhunderthochwasser am Amur bedroht Tausende Menschen (19.08.2013)
• Hochwasser-Katastrophe von Krymsk: Haftstrafen für Beamte (21.08.2013)
• Schneeschmelze: In weiten Teilen Russlands droht landunter (09.04.2013)
• Statt globaler Erwärmung - Wetterchaos und Kleine Eiszeit (03.04.2013)
• Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen geplant (06.08.2012)
Schon jetzt herrscht in manchen Stadtvierteln weiter außerhalb landunter: Sowohl Gewerbegebiete wie auch Siedlungen mit Privathäusern und auch manche Wohnblocks stehen im Wasser und mussten evakuiert werden – ungeachtet der eilig aufgeschütteten Dämme. "Das Wasser drückt einfach aus dem Boden", beklagt Bürgermeister Alexander Sokolow.

Insgesamt sind von der Flut im dünn besiedelten Amurbecken etwa 135 Ortschaften mit über 50.000 Menschen betroffen, 23.600 mussten ihre Wohnungen vorübergehend verlassen und harren nun bei Bekannten oder in Sammelunterkünften aus.

In Blagoweschtschensk, der Gebietshauptstadt des Amur-Gebietes 600 Kilometer weiter westlich, geht das Wasser jetzt langsam wieder zurück. Nach wie vor kritisch ist die Lage im Jüdischen Autonomen Gebiet auf halber Strecke zwischen den beiden Großstädten.

Wassermassen aus der Mandschurei wälzen sich nach Russland


Doch Chabarowsk und alle weiter stromabwärts liegenden Orte müssen auch noch zusätzlich mit den Wassermassen fertig werden, die jetzt der mächtige chinesische Nebenfluss Songhua (Sungari) aus der Mandschurei in den Amur schickt.

Wie hoch die Schäden in der Flutregion sind, ist bislang kaum abzuschätzen. Viele der tagelang im Wasser stehenden Häuser sind wohl unbewohnbar geworden, die Ernten zerstört und oft konnten auch Haustiere und Vieh nicht gerettet werden. Die Betroffenen brauche jetzt schnell Hilfe, denn in der Amur-Region hält der Winter schon Mitte Oktober Einzug.

Das Ussuri-Delta bei Chabarowsk und der folgende weite Unterlauf des Stromes hat sich in eine schier endlose Lagunenlandschaft verwandelt. Die erst letztes Jahr in Betrieb genommene Ölexport-Pipeline WSTO-2, die bei Chabarowsk auf vier Kilometer Länge den Amur unterquert, verläuft jetzt auf 32 Kilometer Strecke unter Wasser, teilte der Pipelinebetreiber mit.

Über 40.000 Helfer im Einsatz - auch zu Impfungen


Der russische Katastrophenschutz schafft inzwischen mit Flugzeugen Gerät, Hilfsgüter und Fachleute aus anderen Landesteilen in die Flut-Region. 41.000 Helfer, darunter viele Soldaten, sind im Einsatz. Eindämmen können sie die Wassermassen kaum noch - aber zumindest die betroffenen Menschen unterstützen, sich in Sicherheit zu bringen, möglichst viel Hab und Gut zu retten und die Situation irgendwie zu meistern.

Auch besteht Seuchengefahr: Katastrophenmediziner begannen in einigen überfluteten Dörfern bereits mit Massen-Impfungen gegen Hepatitis und Darmkrankheiten.

Eines können sich die russischen Behörden zu Gute halten: Das Rekord-Hochwasser hat bisher kein einziges Menschenleben gefordert – anders als im benachbarten China, wo von 190 Toten berichtet wird.



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