Sonntag, 07.09.2008
Türkischer Präsident besucht erstmals ArmenienErewan. Der Fußball hat einmal wieder versöhnliche Wirkung gezeigt: Anlässlich eines WM-Qualifikationsspiels von Armenien gegen die Türkei kamen erstmals Präsident und Außenminister der Türkei in das kleine Nachbarland. Zwischen beiden Ländern gibt es keine diplomatischen Beziehungen und keinen Grenzverkehr.
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Derartigen hohen Besuch aus der Türkei hat es seit der armenischen Unabhängigkeit nicht gegeben. Die Präsidenten Abdullah Gül und Sersch Sarkissjan zeigten sich in Eriwan nach ihrem ersten Treffen überzeugt, einen Anstoß zur Annäherung und Normalisierung der Beziehungen geben zu können. Wir sollten uns bemühen, die vorhandenen Probleme maximal schnell zu lösen, um diese Last nicht zukünftigen Generationen zu übergeben, sagte Sarkassjan.
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Das Verhältnis der beiden Staaten ist durch die historische Auslegung der Armenier-Verfolgungen 1915 durch das Osmanische Reich belastet. Die Armenier bemühen sich um eine weltweite Anerkennung als Genozid eine Behauptung, die in der Türkei sogar unter Strafe steht. Außerdem missfällt Ankara, dass Eriwan die armenische Verwaltung der zu Aserbaidschan gehörenden Provinz Berg-Karabach unterstützt und aserbaidschanisches Territorium besetzt hält.
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Parallel zum Kurzbesuch des türkischen Präsidenten gab es ein Treffen der Außenminister. Neben einer Annäherung ihrer beiden Länder sprachen Edward Naldanbjan und Ali Babacan auch über die Idee einer gemeinsamen Kaukasus-Plattform zur Vertrauensbildung.
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Thema waren auch Wege zur Beilegung der Konflikte um Abchasien, Südossetien und Berg-Karabach. Nalbandjan erklärte, dass Armenien bereit sei, die Beziehungen zur Türkei ohne jegliche Vorbedingungen aufzunehmen.
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Die 330 Kilometer lange Grenze zwischen den beiden Ländern ist seit den frühen 90er Jahren geschlossen. Der Personen- und Güterverkehr verläuft weitgehend auf dem Umweg über Georgien. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern wird mit ca. 70 Mio. Euro angegeben.
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Für Armenien würde eine Grenzöffnung zur Türkei das Ende der gegenwärtigen Beinahe-Isolation bedeuten, da auch die Grenze zu Aserbaidschan blockiert ist. Zudem sind die Verhältnisse zwischen Georgien und Russland extrem gespannt.
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