Dienstag, 15.12.2009
Schwedischer Diplomat als Strumpfschmuggler aufgeflogenMoskau. Schweden hat eilig einen hochrangigen Mitarbeiter aus seiner Moskauer Botschaft abgezogen: Der Diplomat war russischen Wirtschaftsfahndern ins Visier geraten weil er billige Damenstrümpfe aus Weißrussland in Moskau verhökerte.
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Wenn ein Staat einen ausländischen Diplomaten einer nicht mit dem diplomatischen Status zu vereinbarenden Tätigkeit beschuldigt, ist meist Spionage gemeint.
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Anders Martin Forss (35), erster Sekretär der Handels- und Wirtschaftsabteilung der schwedischen Botschaft in Moskau hat allerdings nicht geschnüffelt, sondern geschmuggelt: Er benutzte seinen Saab mit den roten Diplomatennummern, um en gros billige Strumpfwaren aus Weißrussland nach Russland zu bringen.
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Mit dem Salär westlicher Diplomaten muss etwas nicht stimmen, wenn sie schon schwarz als Tschelnoki arbeiten müssen so nennt man in Russland die Händler, die selbst zum Großeinkauf ins Ausland reisen (bevorzugt nach China oder in die Türkei) und dann ballenweise Klamotten, Schuhe oder Spielzeug anschleppen, um es auf Märkten zu verhökern.
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Entsprechend genüsslich präsentierte der russische Fernsehsender NTW jetzt verdeckt aufgenommene Videobilder, die den schwedischen Emissär dabei zeigen, wie er aus seinem schicken Auto volle Kisten und Taschen in ein Geschäft schleppt. Schließlich stellen ihn die Fahnder selbst hinter der mit allerlei Strümpfen vollgestellten Theke. Vorher hatte Fors noch Werbeblätter für eine Ausverkauf an Pinnwände getackert.
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Dem Bericht zufolge fuhr der seit 2007 in Russland tätige Diplomat einmal in der Woche nach Weißrussland, um sich dort mit Strumpfwaren einzudecken. Dank seines Diplomatenpasses blieb sein Kofferraum an der Grenze ungeöffnet und die so gesparten Zollzahlungen bedeuteten für sein Kleingewerbe einen beträchtlichen Vorteil vor der Konkurrenz.
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Ein Gespräch mit einem Ermittler blieb dem Diplomaten aber nicht erspart. Forss gestand dabei ein, dass er die Waren mit seinem Auto mit Diplomatennummern ins Land gebracht hatte: Ja, ich weiß, dass ist eine schlechte Situation. Darauf der Ermittler aus dem Off: Das ist keine schlechte Situation. Das nennt man Schmuggel.
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Verhaftet werden konnte der Strumpf-Dealer nicht wegen seines Diplomatenstatus. Aber die Polizei informierte das russische Außenministerium. Dieses teilte wiederum der schwedischen Botschaft mit, dass einer ihrer Mitarbeiter gegen die diplomatischen Konventionen verstoßen hat, die Geschäftstätigkeit zum persönlichen Nutzen im Gastland verbieten.
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Bevor der Strumpf-Skandal die gutnachbarlichen Beziehungen hätte trüben können, zog Schweden daraufhin den geschäftstüchtigen Diplomaten aus Moskau ab. Kommentieren wollte die Botschaft den peinlichen Vorfall bislang nicht.
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Die russischen Fahnder behielten allerdings auch für sich, wer oder was sie auf die Spur dieses würdigen Erbens von Pippi Langstrumpf gebracht hat.
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