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@27.06.2012 22:06 Paulsen-Consult,sehr gut!!
Ihren Beitrag kann ich Wort für Wort unterschreiben.
Man merkt eben doch, wer etwas auf dem Kasten hat, über den Tellerrand hinaus blickt und etwas von Politik, Wirtschaft und den daraus resultierenden Zusammenhängen versteht.
Sie und einige andere Schreiber hier, haben diesen Weitblick und gehören zu der seltenen Spezies, die Widerspruch aushalten, aber auch kultiviert antworten können.
Mit solchen Menschen macht es Freude gemeinsam nach Ursachen und Wirkungen zu suchen und zu diskutieren. Persönliche Diffamierungen sind Ihnen fremd und daran erkennt man einfach eine gewisse Klasse und Niveau.
Danke dafür Paulsen-Consult !!
Paulsen-Consult 27.06.2012 - 22:06
Danke Stoll
für die lobenden Worte.
Freiheit und Demokratie sind keine amerikanische Erfindung. Vielleicht eine griechische oder französische Errungenschaft.
Leider bedeutet keiner der Begriffe automatisch Gerechtigkeit, was mich zur Zeit besonders ärgert.
Ich schlage mich allerdings auf keine Seite, weil ich die Dinge derzeit sehr im Fluss sehe, im Osten wie im Westen. Die amerikanische Form der Demokratie möchte ich weder in Deutschland noch in Russland sehen. Leider sehe ich in beiden Ländern schon deutliche Versatzstücke gekaufter und korrumpierter Demokratie, wie sie in den USA üblich ist.
Der Abwehrkampf der Russen gegen Amerika ist gerade deshalb so paradox, weil sie zu den gleichen Fehlern tendieren, wie die Amerikaner. Sie wollen es nicht so genau nehmen mit dem Rechtsstaat, haben einen gewaltigen Machtanspruch und fühlen sich trotzdem schnell als Opfer, sie bewundern die wirtschaftlich Mächtigen nach dem Grad ihrer Skrupellosigkeit und lieben die Macht. Die Hybris von Amerikanern und Russen ist etwas gleich stark ausgeprägt und hat wohl etwas mit der Größe und der Geschichte der Länder zu tun. Die Mitteleuropäer können das eigentlich nicht leiden und möchten eher eine kooperationistische Welt ohne große Machtbrocken. Leider ist auch das etwas naiv und deshalb sind viele Deutsche, korrigieren Sie mich, wenn Sie es anders sehen, inzwischen mit dem mentalen Versuch beschäftigt, sich als Mitglieder einer Weltmacht zu verstehen. Nur gelingen tut das nicht so richtig, wie auch der Umgang mit der Eurokrise zeigt. Wir sind nun mal ein verwundbares Fleckchen Erde, irgendwo in der Mitte und tun wohl am besten daran, uns an den Russen und den Amerikanern gleichzeitig abzuarbeiten. Beide Völker haben ja auch liebenswerte Eigenschaften und beide benötigen die Deutschen bis zu einem gewissen Grad.
Stoll 26.06.2012 - 10:35
@Paulsen-Consult 25.06.2012 - 20:57 --- Freiheit und Demokratie sind aber trotzdem die einzigen Werte, auf die man etwas letztlich menschliches aufbauen kann, auch wenn das allein keine Garantie für ein gutes Leben und nicht mal für ein Menschenwürdiges ist.---
Super Klasse dieser Satz, kennzeichnet er doch mit einfachen Worten das Leben in einer Demokratie. Nichts ist selbstverständlich. Die demokratischen Rechte und Freiheiten müssen jeden Tag von Neuem erkämpft werden. Doch die Mühe lohnt sich immer wieder.
Niemand muss wegen einer nicht angemeldeten Demo für Monate in den Knast oder Unsummen an Strafe bezahlen. Für kritische Äußerungen oder Auftritte in Kirchen greift unser Strafrecht zu recht milden Mitteln,weil hier nicht Strafe um jeden Preis im Vordergrund steht und die Justiz wirklich unabhängig ist. Das russische Strafrecht wäre zwar dazu auch in der Lage, doch wird durch Machtmissbrauch und vorauseilenden Gehorsam der Justiz, das Recht außer Kraft gesetzt. Der deutsche Präsident hat wohlweislich der Vergangenheit fast nur repräsentative Aufgaben sowie Rechte und selbst die Länderchefs der einzelnen Bundesländer sind keine allmächtigen Herrscher. Die Wahl und Abwahl ist sehr gut geregelt und ein quasi lebenslänglich angestrebtes Präsidentenamt gibt es nicht. 2 Amtsperioden wie in den USA wäre ein sehr gutes Model für Russland. Denn die Machtstrukturen sind nach 10 oder 20 Jahren sehr verkrustet und öffnen dann immer den Weg in ungesetzliches Tun und Handeln. Beispiele gibt es ja genügend in der Geschichte der Völker.
Mir macht es immer wieder Spaß Ihre Beiträge zu lesen, weil Sie auf persönliche Diffamierungen verzichten und lesenswerte Informationen schreiben.
Paulsen-Consult 25.06.2012 - 20:57
So einfach ist es nicht. Links ist nicht links und Kommunismus nicht Kommunismus, das wissen Sie selbst. Die Neunziger in der Ukraine waren schrecklich. Aber die Mafia dort hat sich genau wie die Oligarchen jetzt aus den alten Sowjet-Kadern entwickelt, die Regeln waren solidarisch und äußerst grausam gegen alle Abweichler und die, welche übernommen werden sollten. Menschenleben waren nichts.
Deshalb sage ich ja, dass es keinen Sinn macht, die Seiten vor dem Schachbrett zu wechseln. Man muss ein neues Spiel spielen und die Regeln ändern. In der Sprache der Mächtigen: Neue Realitäten schaffen, aber bitte bessere!
Den Leuten in der Sowjetunion mag es in gewisser Hinsicht besser gegangen sein, als vielen Menschen in den Übergangsgesellschaften jetzt. Freiheit und Demokratie sind aber trotzdem die einzigen Werte, auf die man etwas letztlich menschliches aufbauen kann, auch wenn das allein keine Garantie für ein gutes Leben und nicht mal für ein Menschenwürdiges ist.
jich 25.06.2012 - 19:54
Paulsen,
Applaus für die ersten 2 Absätze!
Aber:
>Ich glaube nicht,
>dass er die Ukraine kalt
>lächelnd in den Sack
>gehauen hat.
Habe ich nicht gesagt. Ich meinte lediglich, dass die Ukraine eher die Richtung Russlands wählen wird, wenn sie ständig mit Werten bombardiert, an die sich unsere EU-Politikaner doch recht wählerisch halten(Bradley Manning oder Julian Assange, sowie hunderte Unschuldige in Guantanomo interessieren sie nicht, eine Timoschenko, Chodorkowski oder Pussyrandallen dagegen schon).
Putin wird die Ukraine nie aufgeben, denn Russen und Ukrainer sind ein Volk, wie beispielsweise Schwaben, Sachsen und Bayer es sind. Putin ist ein Mann der alles schätzt, was eine Nation verbindet: Geschichte, Kultur und Religion. Gegen diese 3 Faktoren führen auch die selbsternannten Demokraten innerhalb und außerhalb Russlands Krieg.
>Selbst bei Putin gehe ich
>davon aus, dass er diesen
>moralischen Kern hat.
Gerade bei Putin MÜSSEN Sie davon ausgehen(und das zurecht).
>wie auch im Falle Timoschenko,
>die in der Bevölkerung kaum noch
>Rückhalt hat.
Sie wissen schon, dass die aus dem Ausland organisierte orange Revolution nie die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hatte? Dies zeigen auch die letzten Umfragewerte, die dem damaligen Präsidenten Justschenko 2% Unterstützung der Bevölkerung zusagten?
>Ukraine-Thema äußerst traurig,
>weil dieses Land an seinen
>eigenen mafiösen Strukturen und
>der Menschenverachtung seiner
>Eliten erstickt.
Entschuldigen Sie, aber diese Zustände herrschen dort seit dem Zusammenbruch der UdSSR(soviel zur versprochenen Freiheit und Demokratie), jedoch bringt es erst seit der Wiedererstarkung Russlands und dem Durchfallen der orangen Pest Besorgnis in die Weiten der EU-Kolchosen.
Übrigens, haben Sie keine Angst sich als Linken zu enttarnen, wo Sie doch klar und deutlich vom Stroll mehrfach gehört haben, wie das kommunistische System die Ursache allen Übels ist?
Paulsen-Consult 25.06.2012 - 19:22
Kein Zweifel,
dass die Vereinigten Staaten seit Längerem die Welt mit Dollars fluten und dass ganz Europa darunter zu leiden hat. Das berühmte New Yorker Dinner über welches das Wall-Street Journal 2010 berichtete hatte ja zum Inhalt, dass in einer konzertierten Aktion von Hedge-Fonds und Fed der Euro auf Dollar-Niveau gedrückt werden sollte. Der Druck der Finanzmärkte in Richtung Inflationspolitik auf die südeuropäischen Staaten und die gesamte EU hält auch deshalb unvermindert an, weil der Euro als Referenzwährung geschwächt werden muss, weil sonst der Dollar zu weich werden würde. Das wäre fatal für Amerika, aber auch nicht so gut für Russland. Die Tatsache, dass es im Irakkrieg ums Öl ging, wird inzwischen kaum noch bestritten. Das Set von Lügen, welches die Bush-Administration vorlegte, war ohnehin durchschaubar.
Auch Afghanistan sitzt auf etlichen Milliarden (geschätzt 300 Milliarden) an Bodenschätzen. Die USA führen nirgendwo Krieg, wo es nix zu holen gibt. Die Tatsache, dass ein imperalistisches Land auch wirtschaftliche Hegemonie sucht, ist ebenfalls nichts ungewöhnliches. Es würde mich auch nicht erstaunen, wenn Sie im Falle von Ungarn recht haben. Ich habe kürzlich einen Vortrag des Mathematikers Rademacher verschriftlicht und zur Verbreitung seiner Thesen auch unter dem unten stehenden Link veröffentlicht.
Es geht den Mächtigen nicht darum Wahrheiten zu verbreiten, sondern Realitäten zu schaffen, die andere als Wahrheiten anerkennen müssen.
Deshalb bin ich auch etwas enttäuscht von Ihrer Putin-Analyse. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Putin ehrlich empört über das Timoschenko-Urteil ist. Ich glaube nicht, dass er die Ukraine kalt lächelnd in den Sack gehauen hat. Vielleicht möchte ich es auch einfach nicht glauben, weil ich denke, dass man sich immer einen Rest von Gutmütigkeit bewahren sollte. Selbst bei Putin gehe ich davon aus, dass er diesen moralischen Kern hat.
Schließlich stimmt mich das Ukraine-Thema äußerst traurig, weil dieses Land an seinen eigenen mafiösen Strukturen und der Menschenverachtung seiner Eliten erstickt. Das hat wenig mit Zollunion oder EU zu tun, sondern mit der Unfähigkeit die Rechte und die Würde des jeweils anderen auszuhalten und zu ertragen. Die meisten Ukrainer sind bis unter die Haarspitzen paranoid und unfähig zu kooperieren. Kritik sehen sie als Kriegserklärung. Sie lieben oder vernichten, wie auch im Falle Timoschenko, die in der Bevölkerung kaum noch Rückhalt hat. Vieles kann man verstehen, die Bedingungen dort sind um einiges härter als in Russland. Aber der Niedergang des Landes ist letztlich hausgemacht, egal wieviel Gelder aus dem Westen in die Orangene Revolution geflossen sind oder nicht. Es bleibt ein Problem der internen Struktur und einer perfekt dazu passenden Mentalität. Ich habe mich hier auf Ukraine-Nachrichten schon verschiedentlich geäußert.
Klar kann man das alles als ein globales Schachspiel verstehen.
Nur eines Jich!
Einfach die Seiten zu wechseln führt nicht dazu, dass das Spiel besser wird.
Man muss schon ne Vision im Kopf haben, die über Blockpolitik, Machtpoker und Wirtschaftskriege hinausgeht, sonst wird der Kapitalismus in seiner Skrupellosigkeit noch viel viel mehr Menschen niedertrampeln, als jetzt schon. An so einer Vision möchte ich arbeiten, dafür braucht man Leute die mit sich selbst und nach außen ehrlich sind, blindes Vertrauen oder bedingungslose Feindschaft hilft da wenig weiter.
http://www.mein-herz-schlaegt-links.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3493:globalisierung-auf-dem-punkt&catid=1:aktuelle-nachrichten&Itemid=50
jich 24.06.2012 - 14:01
Paulsen Insult,
>Putin selbst hält die Veruteilung
>Timoschenkos für unrechtmäßig und
>politisch motiviert.
Putin ist ein cleverer Diplomat. Er vertrat bei der Unterzeichnung der Gasverträge die russische Seite. Werden die Verträge von der Ukraine als kriminell deklariert, steht Putin im Umkehrschluss als Mitschuldiger da. Außerdem bringt die Position zusätzlich den westlichen Druck auf die Ukraine zu erhöhen Vorteile. Die Ukraine steht vor der Wahl gen Westen oder gen Osten zu gehen. Je mehr der Westen also der Ukraine zeigt, dass es sich um eine Domina-Sklave-Beziehung handeln wird, desto attraktiver wird der Beitritt der Zollunion mit Weißrussland, Russland und Kasachstan.
>Finanzierungslage einiger NGOs, ...
>hat weder mit der Situation in
>der Ukraine, noch Ungarn zu tun.
Wer den DJ zahlt, bestellt auch die Musik. Die NGOs und die Medien sind Bauern des geopolitischen Schachspiels.
>Warum Hussein und Gadhafi,
>die Jich hier posthum noch duzt,
Keine Sorge ´die Angie´ dutze ich auch. Es verbindet mich aber keine Freundschaft mit den dreien.
>mit der Situation in Ungarn
>vergleichbar sind
Ganz einfach. Wie schon in älteren Posts erklärt, will Ungarn seine eigene Währung ohne Bindung an den $ drucken. Braucht das Land Geld für Investitionskredite, muss es erst mal an den $ kommen. Länder wie Russland exportieren dafür Ressourcen. Exportschwache Länder
wie Ungarn müssen zum gleichen Zweck Kredite aus dem Ausland aufnehmen und das Geld dann zu einem höheren Zinssatz in eigener Währung im Land verteilen. Abgesehen davon, dass dieses Schema die Wirtschaft ausbremst ist jedem klar. Dabei spielen die USA währenddessen Monopoly mit dem überlegenen Vorteil, praktisch unendlich große Masse an Geld erstellen zu können. Sie erinnern sich doch noch an den Link mit den 4 Billionen-Fed-Kredit an die US-Banken unter der Ladentheke? Nun jeder, der dieses System bemängelt und Austrittsgedanken verkündet, wird schnell wegen Mangels von Demokratie von dieser Welt gefegt. Wie schon mit Gaddafi(buhlte um Einführung des goldenen Dinars) und Hussein(wollte Öl nur gegen verkaufen) geschehen. Die Verbindung hätten Sie selbst nicht erkennen können?
>und was das Scheitern von
>Nabucco,
Das Scheitern von Nabucco liegt natürlich nicht an Ungarn, aber Ungarn ist das erste Land, das ausgetreten ist und ist somit nicht nur der erste Nagel im Sarg dieses Energieprojekts ohne Energiequelle, sondern auch der Verräter, der den Zorn der Globalisten auf sich ziehen wird.
In der Ukraine und in Ungarn hat sich in Sachen Demokratie seit 2004 nichts getan. Die Bauern, die unter dem Banner der Demokratie angreifen werden jedoch schon mal ins Spiel gebracht. Der Verlust eines Bauern in Schach ist nicht tragisch. Wenn ein ´NGO´ wie ´Freedom´ House Rufschaden erleidet, gibts dafür genug Ersatzbauern, wer jedoch das geopolitische Spiel genau verfolgt, erkennt die Zeichen.
Schade, dass Sie nichts davon merken, Herr Paulsen...
Paulsen-Consult 24.06.2012 - 12:50
His Masters Voice,
Jich bellt hier an der falschen Stelle. Putin selbst hält die Veruteilung Timoschenkos für unrechtmäßig und politisch motiviert. Ein Punkt, an dem man ihm durchaus recht geben kann. Die undurchsichtige und teilweise erschreckend abhängige und an Korruption erinnernde Finanzierungslage einiger NGOs, die man hier gar nicht erschöpfend aufzählen könnte, hat weder mit der Situation in der Ukraine, noch Ungarn zu tun.
Warum Hussein und Gadhafi, die Jich hier posthum noch duzt, mit der Situation in Ungarn vergleichbar sind und was das Scheitern von Nabucco, welche ja faktisch nicht gescheitert ist, sondern kleiner gedacht werden soll, was vor allem an der Finanzierung hängt, mit Timoschenko, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu tun hat, weiss Jich scheinbar selbst nicht so richtig. Er sagt es nur mal so.
jich 07.06.2012 - 18:42
Passend dazu von Voice of America:
Freedom House(zu 80% vom State Department/CIA finanzierte ´unabhängige´ NGO) fürchtet eine ´Putinisierung´ von Ukraine und....... UNGARN.
Dass Ungarn seit dem Ende letzten Jahres seine eigene Währung ohne Bindung an den $ einführen will(hatte schon Saddam und Muammar das Leben gekostet) und kürzlich erst aus dem gefloppten und zum Scheitern verdammten EU-Gas-Transport-Projekt-Nabucco (der für 2012 geplante Bau wird wegen Mangels an Gaslieferanten und Finanzierung verschoben) ausgetreten ist, hat mit diesem Fazit natürlich nichts zu tun...
Demokratie 2012 ist sooooo demokratisch...
simson 07.06.2012 - 11:01
timoschenko
ja es ist sehr traurig das in der heutigen zeit so etwas noch gibt. ich kenne frau timoschenko von sehen in der ukraine. einen sehr starke frau die auch den menschen in der ukraine kraft und einen neuen weg gezeigt hat. ja die ukraine ist wieder in den komunismus verfallen. schade.
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