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Das Kino Oktjabr am Neuen Arbat ist eines der modernsten Kinos in Russland. Hier findet auch das Moskauer Filmfestival statt (Foto: Ballin/.rufo)
Das Kino Oktjabr am Neuen Arbat ist eines der modernsten Kinos in Russland. Hier findet auch das Moskauer Filmfestival statt (Foto: Ballin/.rufo)
Freitag, 06.11.2009

Russlands Regierung bastelt an Klein-Hollywood

Moskau. Die russische Regierung will im kommenden Jahr die russische Kinoindustrie mit 110 Millionen Euro fördern; 55 Prozent mehr als 2009. Geändert wird auch das System der Verteilung. Die großen Studios profitieren

Das russische beziehungsweise sowjetische Kino hat eine lange und durchaus ruhmreiche Geschichte. Vor allem sowjetische Trick- und Märchenfilme waren im ganzen Ostblock bekannt und beliebt. Immerhin neun sowjetische Filme wurden für den Oscar nominiert und drei Filme bekamen sogar die begehrte Trophäe – trotz kaltem Krieg.

Nach dem Zerfall der UdSSR konnte Russland nur noch einmal den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewinnen, 1995 für „Die Sonne, die uns täuscht“ von Nikita Michalkow. Zwar ist der Anteil russischer Filme in den heimischen Kinos in den letzten acht Jahren von vier auf 25 Prozent gestiegen, doch die mit viel Pathos oder Blut überhäuften Streifen sind im Ausland kaum gefragt (als Ausnahme gilt die „Nachtwache“)

Qualitätssprung gefordert


Das russische Kino müsse „einen qualitativen Sprung machen und seine Position auf dem internationalen Markt festigen“, forderte Premier Wladimir Putin daher auf einer Sitzung des Regierungsrats für Kinoentwicklung. Dafür wird die staatliche Förderung auf 4,9 Mrd. Rubel (114 Mio. Euro) angehoben.

Das sind immerhin 55 Prozent mehr als in diesem Jahr. Star-Regisseur Michalkow ist es dennoch zu wenig. Mindestens eine Milliarde Dollar brauche der russische Film, um sich real weiter zu entwickeln, sagte er den Journalisten.

Mehr Geld an weniger Studios


Mit der Verteilung befasst sich künftig nicht mehr das Kulturministerium, sondern ein spezieller Kinofonds. „Das Geld wird nicht mehr für einzelne Filmprojekte vergeben, sondern aufgeteilt unter den Marktführern, die ihre Kompetenz schon bewiesen haben und für das Geld gute und kommerziell erfolgreiche Filme drehen können“, erklärte Konstantin Ernst, Leiter des staatlichen „1. Kanals“, das neue Verteilungsprinzip.

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Ernst ist einer derjenigen, die von dem System profitieren werden. Insgesamt sollen fünf bis maximal zehn Studios in den Genuss der Fördermittel kommen, darunter sind sicher das Kinostudio des 1. Kanals „Direkzija Kino“, das Studio „Tri T“ von Nikita Michalkow, „Art Picture“ von Erfolgsregisseur Fjodor Bondartschuk und „Russian World Studios“, eine Filmgesellschaft, die zum Mischkonzern AfK Sistema gehört.

Staat fordert Rückgeld


Neu ist auch, dass die Studios verpflichtet, einen Teil des Gewinns wieder an den Staat abzuführen. Bisher wollte der Staat kein Rückgeld für die Filmförderung. Ob das neue Konzept tatsächlich zu einem Qualitätssprung des russischen Kinos beiträgt, ist umstritten.

Befürworter Ernst verweist auf die Statistik, von 101 Filmprojekten, die 2008 gefördert wurden, seien nur 52 tatsächlich zu Ende gedreht worden und nur etwa 30 in die Kinos gekommen. „Filminvaliden“ habe der Staat also gefördert, meint Ernst.

Hollywood-Prinzip nach Kreml-Art


Die Regierung versuche, eine Art Hollywood zu erzeugen, wo wenige Studios praktisch den gesamten Markt kontrollieren, doch während sich in den USA die tatsächlich besten und stärksten Studios durchgesetzt hätten, sollen sie in Russland von oben ernannt werden, hält Regisseurin Jelena Glikman (Film: Piter FM) dagegen.

Vor allem die Lage der kleinen Studios wird sich voraussichtlich deutlich verschlechtern durch das neue System. Wer ein Szenario hat, wird das nur einem Studio mit viel Geld vorstellen und selbst wenn ein kleines Studio an ein gutes Drehbuch kommt, hängt es davon ab, ob ein Branchenriese das Projekt mittragen will und die Fördergelder teilt.

Effektiver wäre es gewesen, statt der Producer die Verleiher zu unterstützen, meint selbst Producer Dmitri Rudowski. Die Ausstattung der Kinos mit Digitaltechnik würde die Kosten der gesamten Kinoindustrie deutlich senken und zudem mehr Besucher in die Säle locken, argumentiert er.



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