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27-12-2004 Schlagseite

Ukraine – ein neues europäisches Kooperationsfeld

Viktor Juschtschenko. Präsident und Geburtshelfer. (Foto: newsru.com)Moskau. Der neue Präsident in Kiew heisst also Juschtschenko. Seinen ersten Staatsbesuch wird er Putin abstatten. Der erste Konflikt mit Bush blüht, wenn er, wie versprochen, Truppen aus dem Irak abzieht, die Janukowitsch hinschickte. Die Ukraine kann zum europäischen Kooperationsfeld werden. Das Wichtigste ist aber eigentlich nicht der neue Präsident, sondern die, die ihn an die Macht brachten.

Zigtausende von Aktivisten haben in den letzten Wochen nicht nur die Ukraine gründlich verändert, sondern auch sich selbst. Auch die Spätfolgen reichen tief. Vergleichbar ist es mit 1968 und der westdeutschen Anti-Atom-Bewegung. Es strahlt nach West und Ost aus – und verändert die gesamte politische Europa-Karte gründlich.

Bei russland-aktuell:
• www.ukraine.aktuell.ru
Eine neue Entdeckung für die Westeuropäer

Erstmals glauben die Westeuropäer erkannt zu haben, dass es in der ehemaligen Sowjetunion auch Ihresgleichen gibt. Das stimmt zwar nicht ganz, aber Menschen, die die Kraft haben, ihr Land und ihr Leben umzugestalten, gibt es in der Tat.

Die orangene Revolution macht die Ukraine attraktiv für viele Westeuropäer. Den 12.000 Wahlbeobachtern werden die Rucksacktouristen folgen. Diese Form von Jugendaustausch ist die beste Basis für europäische Integration.

Bei russland-aktuell:
• Juschtschenko nennt die Giftmischer (17.12.2004)
• Wurde Viktor Juschtschenko vergiftet oder nicht? (01.12.2004)
• Ukraine: Janukowitsch wechselt die Farbe (08.12.2004)

Der Freude im Westen über die Entdeckung entspricht der Schreck im Osten.

Der Freude im Westen über die Entdeckung entspricht der Schreck im Osten. Besonders, da der orangene Sieg zusammenfällt mit einer Phase der politischen Niederlagen für Putin.

Putin hat in den letzten Jahren Macht gesammelt und konzentriert. Zum Wohle seiner Wähler hat er diese Machtfülle aber bisher nicht eingesetzt. Die politische Hektik im und um den Kreml herum lässt das Land weitgehend unberührt. Den hochgespannten Hoffnungen, die viele an ihn knüpften, folgt jetzt eine abgrundtiefe Enttäuschung, die sich im ganzen Lande ausbreitet.

Die Erosion ist weithin sichtbar.

Aber das ist gut und nicht schlecht, denn es zwingt die Russen geradezu, sich selbst um das eigene Leben zu kümmern, statt auf Hoffnungsträger zu schauen.

Je länger die faktische politische Stagnation in Russland dauert, desto mehr Zeit hat die russische Zivilgesellschaft, sich zu entwickeln.

Umso interessanter wird, wie sich in der Ukraine die Beziehungen zwischen Ost und West entwickeln. Sowohl Veränderungen im Staatsaufbau in Richtung Föderalisierung der Ukraine als auch mögliche Klimaveränderungen im Osten und Südosten des Landes dürften sich auch stark auf die Grosswetterlage in Russland auswirken.

Zumal der ukrainisch-russische Austausch nicht nur wegen historischer und alter Familienbindungen intensiver ist als der zwischen anderen Staaten. Viele Ostukrainer arbeiten in Russland. Viele Russen erholen sich auf der Krim.

Die Verlängerung der Meldefrist für ukrainische Gäste in Russland auf 90 Tage hatte schon die angenehme Rückwirkung für russische Bürger, dass auch sie sich künftig bei Besuchen in anderen Städten nicht mehr innerhalb von drei Tagen bei der Polizei melden müssen, sondern im Laufe von drei Monaten.

Eine Spaltung der Ukraine wird es kaum geben.

Weder von Moskau noch von Brüssel wird sie ernsthaft gewollt. Und die Menschen in der Ostukraine werden sich ganz pragmatisch die Chancen nicht entgehen lassen wollen, die sich aus der Westöffnung ergeben.

Die Ukraine kann ein neues Feld für Kooperation zwischen Ost und West werden.

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Zweiter Weltkrieg - Kriegsende - Erinnerungen aus Russland und Deutschland

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