Von Karsten Packeiser, Moskau. Noch im Sommer wurde der ukrainische Oppositionsführer Viktor Juschtschenko wegen seines Äußeren mit Hollywood-Stars verglichen. Seit einer mysteriösen Erkrankung im September ist sein Gesicht durch einen starken Ausschlag gezeichnet. Juschtschenko wirkt um viele Jahre gealtert.
Bis heute gibt es keine Klarheit darüber, ob der Prtäsidentschaftskandidat einem Giftanschlag zum Opfer fiel oder einer seltenen Krankheit erlag. „Es ist der Stoff für einen Film“, schrieb die Moskauer Zeitung „Komsomolskaja Prawda“, „aber es ist nicht klar, für was für einen. Für einen Action- oder einen Science-Fiction-Film, eine Komödie oder einen Polit-Thriller.“
„Mein Gesicht ist heute ein Spiegelbild der ganzen Ukraine“, verkündete der Volkstribun vor seinen Anhängern. In der ersten Zeit nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus konnte Juschtschenko nur mit Mühe sprechen
Die Ergebnisse eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses waren offenbar so heikel, dass sie bis heute nicht veröffentlicht wurden. Eine Reihe von Ausschuss-Mitgliedern weigerte sich auch, das Papier zu unterzeichnen. Beweise dafür, dass Juschtschenko vergiftet wurde oder dass – wie spekuliert worden war – vielleicht sogar biologische Waffen aus dem Geheimlabor zum Einsatz kamen, konnten aber nicht gefunden werden, erklärte der Ausschuss-Vorsitzende Wladimir Siwkowitsch.
Ein Cognak vom Geheimdienstchef
Am 9. September kam der ukrainische Präsidentschaftskandidat Viktor Juschtschenko mit schweren Magenschmerzen in ein Krankenhaus und ließ sich nach Österreich ausfliegen. Nach der Behandlung in Wien erklärten die österreichischen Ärzte, sie könnten keine genaue Krankheitsursache feststellen. Noch immer schwer angeschlagen kehrte Juschtschenko nach Kiew zurück, beschuldigte im Parlament die Regierung, einen Giftanschlag auf ihn verübt zu haben. Das fatale Mittel könnte ihm bei einem Treffen mit Geheimdienstchef Igor Smeschko verabreicht worden sein, sagte er. Nach Juschtschenkos Angaben war ein Glas Cognak im Geheimdiensthauptquartier das letzte, was er vor dem Beginn der Magenkoliken zu sich genommen hatte.
Auch der Londoner Toxikologe John Henry unterstützt die Vergiftungsverson. Er diagnostizierte in der Wissenschaftszeitschrift „Nature“ eine Chlorakne bei Juschtschenko. Diese deute darauf hin, dass der Politiker mit einer großen Menge Dioxin vergiftet wurde. Kritiker merken an, dass der Oppositionschef mehrere Kilogramm dioxinverseuchter Lebensmittel hätte verzehren müssen, um ein derartiges Krankheitsbild aufzuweisen.
Juschtschenko-Gegner glauben dagegen an eine weitaus prosaischere Erklärung für die Krankheit des Oppositionsführers, etwa an eine komlizierte Herpes-Infektion, oder an eine Lebensmittelvergiftung. Kurz vor dem Beginn der Gesundheitsprobleme hatte Juschtschenko noch Krebse und Sushi zu sich genommen, die schuld an seinem Unglück sein könnten. Böse Zungen streuten gar das Gerücht aus, Juschtschenko habe sich während des Wahlkampfes Verjüngungsmittel spritzen lassen, unter deren Nebenwirkungen er jetzt leide.
(kp/.rufo)
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