Moskau. Einer der drei „Sieger“ der georgischen „Rosenrevolution“, der 42jährige Surab Schwanija, ist tot. Am frühen Donnerstagmorgen wurde der Premierminister zusammen mit einem Freund tot in dessen Wohnung aufgefunden. Todesursache war nach offiziellen Angaben eine zufällige Vergiftung durch auströmendes Gas aus einem defekten Heizofen.
Neben dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili und der Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse gehörte Schwanija dem „Triumvirat“ an, welches den Altpräsidenten Eduard Schewardnadse im Herbst 2003 zum Rücktritt zwang. Der Halbarmenier konnte in Georgien nicht mit dem Präsidentenposten rechnen und wurde Regierungschef.
Politische Anfänge als Grüner
Der Diplombiologe Schwanija ging 1989 in die Politik, in dem er die georgische Grünenpartei gründete. Vier Jahre später wurde er Generalsekretär der als Schewardnadse-Partei bekannten Bürgerunion. In den Folgejahren gehörte Schwanija zum engen Politikerkreis um den damaligen Präsidenten und galt inoffiziell sogar als dessen designierter Nachfolger.
Nach der Fusion zwischen den Grünen und der Burdschanadse-Partei wurde er Chef der Vereinigten Demokraten und erklärter Oppositionsführer.
Im Zuge der „Rosenrevolution“ musste Schwanija seine Führungsrolle an den gemäßigten Nationalisten Saakaschwili abtreten. In der regierenden Koalition zeichnete er sich durch eine pro-westliche und anti-russische Haltung aus. Die georgisch-russische Beziehungen bezeichnete er als „an der Schwelle eines Kalten Krieges“.
Zum jetzigen Tod Schwanijas schickte Präsident Wladimir Putin indes ein Beileidstelegramm. Der Verstorbene sei für die Freundschaft zwischen Russland und Georgien eingetreten, heißt es darin.
Unruhe in Tbilisi
Der mysteriöse Tod von Regierungschef Schwanija sorgte für Aufsehen und Nervosität in Tiflis. Am Donnerstagmorgen trat das georgische Kabinett unter dem Vorsitz des Präsidenten Saakaschwili zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.
Nach Polizeiangaben hatten Schwanija und sein Gastgeber, Vizegouverneur der georgischen Provinz Kwemo Kartli, Raul Jussupow, Narden gespielt - ein im ganzen Kaukasus verbreitetes Brettspiel. Der Regierungschef saß im Wohnzimmer und sein Freund machte sich in der Küche zu schaffen, „um den Gast zu bewirten“, heißt es.
Schwanijas Leibwächter versuchten mehrmals, ihren Chef auf dem Handy anzurufen. Als er sich nicht meldete, drangen sie in die Wohnung ein.
Zwar gibt es immer wieder Zwischenfälle mit elektrischen und gasgetriebenen Heizgeräten in Tiflis, wo seit Jahren die Fernheizung nicht richtig funktioniert. Man kann sich jedoch kaum vorstellen, dass keiner der beiden Männer den penetranten Geruch ausströmenden Gases bemerkte, dem eigens dafür ein Signalstoff beigesetzt wird - es sei denn, sie waren bewusstlos bzw. besinnungslos betrunken.
Das lokale Gasunternehmen beeilte sich deshalb mit einem Dementi. Man habe keine Spuren auströmenden Erdgases in der Wohnung festgestellt. Vielleicht handele es sich um eine CO-Vergiftung, hieß es. Das tödliche Kohlenmonoxid ist geruchslos.
Die genaue Todesursache soll nach der Obduktion der beiden Leichen bekanntgegeben werden. Den Ärzten wurde jeder Umgang mit der Presse verboten.
(adu/.rufo)
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