Moskau. Das Schicksal der beiden russischen Ingenieure, die am 10. Mai in Bagdad gekidnappt wurden, bleibt weiterhin im Dunkeln. Ein dritter Techniker war bei der Attacke ermordet worden. Der Arbeitgeber der Entführten, die Energietechnik-Firma „Interenergoservice“, zeigt sich davon unbeeindruckt. Obwohl es sich bereits um den zweiten Vorfall dieser Art handelt, sieht die Firma von einer vollständigen Evakuierung ihrer Mitarbeiter ab.
Nachdem im April acht Ingenieure von „Interenergoservice“ entführt wurden, evakuierte Russland 500 Ingenieure aus dem Irak. Zurück blieben nur die 340 Mitarbeiter von Interenergoservice. Nach der gewaltsamen Entführung am 10. Mai wollen nun weitere 114 Techniker das Land verlassen. Bis zum Abflugtermin am 17. Mai könne sich aber deren Anzahl noch nach unten korrigieren, glaubt Firmensprecher Jewgeni Loginow.
Die Angst vor finanziellen Verlusten scheint in der Firmenleitung stärker zu sein als die Angst vor weiteren menschlichen Opfern. „Im Fall einer Evakuierung des Personals, könnte sich die irakische Seite nicht nur weigern die bereits geleistete Arbeit zu entgelten, sondern wäre auch berechtigt eine Strafe gegen Interenergoservice zu verhängen. Es geht um Millionenbeträge,“ sagte Loginow in einem Interview mit der Tageszeitung „Moskowski Komsomolez“. Interenergoservice betreut im Irak die Instandsetzung von Wärmekraftwerken. Für die Wiederaufbauarbeiten erhält die Energietechnik-Firma 15 Milionen USD.
Am Mittwoch stellte Loginow gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax noch ein baldiges Ende des Geiseldramas in Aussicht: „Zum gegebenen Zeitpunkt steht die russische Botschaft in Bagdad im Gesprächen mit geistlichen Führern im Irak. Uns stehen entsprechende Informationen zur Verfügung, dass die Gespräche positiv verlaufen. Bis zum Donnerstag hoffen wir gute Neuigkeiten über eine Befreiung der Geiseln zu haben.“
Am selben Tag erklärte der Generaldirektor der Firma Alexander Abramow, die Geiseln seien am Leben und gesund. Bereits einen Tag später ruderte Loginow gegenüber der Presse zurück: „Angaben darüber, ob die Geiseln noch am Leben sind können weder bestätigt noch dementiert werden.“
Die Leitung von Interenergoservice kam ziemlich spät zu der Einsicht, dass überfrühte Ankündigungen den Befreiungsbestrebungen eher schaden als helfen. Abramow schob den schwarzen Peter weiter an die Massenmedien: „Die Berichterstattung vom Mittwoch haben die Befreiungsbemühungen erheblich erschwert.“
(cs/.rufo)
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