Moskau. In den USA ist der russische Bankier Alexander Konanychin verhaftet worden. Wie erst heute bekannt wurde, wurde der Geschäftsmann am 18. Dezember beim Versuch, die amerikanisch-kanadische Grenze zu überqueren, in Gewahrsam genommen. Gegenüber dem britischen Sender BBC, äußerte Konanychin die Vermutung, dass die Verhaftung in Absprache mit den russischen Behörden stattfand. Konanychin wird in Russland die Veruntreuung von acht Mio. USD vorgeworfen. 1999 wurde ihm in den USA politisches Asyl gewährt, das im November vergangenen Jahres wieder aufgehoben wurde.
Konanychin war zusammen mit seiner Frau auf dem Weg nach Kanada, wo ihm politisches Asyl zugesagt worden war. Auf der amerikanisch-kanadischen „Freundschaftsbrücke“ wurde sein Auto von zwölf bewaffneten Polizisten umstellt. Das Ehepaar wurde zum nächstgelegenen Flughafen gebracht und noch am selben Abend der russischen Botschaft in Washington übergeben.
Eine sofortige Abschiebung scheiterte, da die russische Botschaft die entsprechenden Dokumente nicht bereitgestellt hatte. Später gelang es Konanychins Anwalt, einen Richter einzuschalten, der die Abschiebung untersagte. Konanychin wurde in ein Gefängnis in der Nähe von Washington überstellt, von wo aus er am Donerstag die BBC kontaktierte. Seine Frau Jelena Gratschewa kam gegen Kaution frei.
Zusammenhang mit Chodorkowski-Prozess?
Warum Konanychin verhaftet wurde, bleibt unklar. Der Richter, der jetzt die Aussetzung der Abschiebung angeordnet hat, meinte, dass die US-Regierung Konanychin als politisches Geschenk an Russland ausliefern wolle. Derartige Versuche hätte es seit Mitte der 90er Jahre schon mehrmals gegeben, sagte er der BBC.
Konanychin glaubt an einen Zusammenhang seiner Verhaftung mit dem Prozess gegen den Yukos-Chef Chodorkowski. Zu Beginn der neunziger Jahre war er ein enger Geschäftspartner des Ölmilliardärs. „Die ganze Welt spricht von einer Serie von Prozessen, die in Russland gegen Geschäftsleute geführt werden, die sich erlauben, ihre Meinung zu sagen. Chodorkowskis und mein Fall, das sind Teile ein- und desselben Prozesses“, behauptete Konanychin. Die nächste Anhörung zum Fall Konanychin ist auf den 14. Januar festgesetzt. Russland hat unterdessen über Interpol die Auslieferung des Bankiers beantragt.
(mb/.rufo)
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