Moskau. Russische Sicherheitskräfte haben am Mittwoch eine 16-jährige Tschetschenin befreit, die am Wochenende von Bewaffneten aus ihrem Elternhaus entführt worden war. Das Verschwinden der Schülerin hatte massenhafte Proteste unter den Einwohnern ihres Heimatortes Samaschki ausgelöst. Mehrere hundert Verwandte und Nachbarn hatten aus Protest gegen die Untätigkeit der Behörden mit einer Sitzblockade für mehrere Tage den Verkehr auf der Fernstraße Rostow-Baku zum Erliegen gebracht.
Ob die Tschetschenin Elsa Kazajewa von tschetschenischen Rebellen oder russischen Militärs gekidnappt wurde, war zunächst unklar. Brüder der Schülerin sollen sich den tschetschenischen Kampfgruppen angeschlossen haben, die gegen die russische Armee kämpfen. Militärsprecher Ilja Schabalkin dementierte jede Verwicklung der russischen Armee in die Entführung. Anwohnern zufolge soll das Mädchen dagegen in einem russischen Schützenpanzer verschleppt worden sein.
Auch nach der Verabschiedung einer neuen tschetschenischen Verfassung klagen Menschenrechtler darüber, dass das „Verschwinden“ von Menschen in der Kaukasus-Republik immer noch zum Alltag gehört. Alle Seiten in dem Konflikt verdienen an der Erpressung von Lösegeldern. Die tschetschenische Justiz ist weder in der Lage, gegen Übergriffe durch die russische Armee, noch gegen Verbrechen der Rebellen effektiv vorzugehen.
Der russische Armee-Oberst Jurij Budanow, der im Juli als erster hoher Militär wegen Verbrechen in Tschetschenien zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, legte unterdessen Berufung gegen das Urteil ein. Auch Budanow hatte eine junge Tschetschenin aus ihrem Elternhaus entführt und sie nach einem brutalen Verhör ermordet.
(epd/kp)
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