Moskau. Der tschetschenische Verwaltungschef Achmed Kadyrow trat am Mittwoch Nachmittag in der russischen Hauptstadt vor die journalistische Öffentlichkeit. Dort ging es u.a. um die Aktivität der Rebellen in der russischen Teilrepublik, die Amnestie für reumütige Kämpfer und das weitere Schicksal von Separatistenführer Aslan Maschadow.
Laut Kadyrow laufen hingegen Verhandlungen mit dem Feldkommandeur Ruslan Gelajew über die Niederlegung der Waffen. „Gelajew ist nicht in die Entführung von Menschen verwickelt. Das ist ein realer Mann, der sich dem friedlichen Leben anpassen kann“, meint der tschetschenische Verwaltungschef.
Kadyrow hält, wie Eingeweihte wissen wollen, seit Jahren Kontakt mit Gelajew, während Aslan Maschadow, mit dem er 1994 bis 1997 eng befreundet war, heute sein persönlicher Intimfeind ist.
Auf die Frage, wie viele Rebellen es in der Republik zur Zeit gäbe, gab Kadyrow eine ausweichende Antwort. Die genaue Zahl wisse niemand. Aber ob es mehr oder weniger werden, hänge von der Situation im Lande ab. Verteidigungsminister Sergej Iwanow hatte dagegen bei seinem Besuch bei der Armeeführung am Mittwoch Vormittag in Chankala von 1.200-1.300 aktiven Kämpfern gesprochen, darunter 300 ausländischen Söldnern. Sein Kommentar ließ nicht an Schärfe mangeln. Sie alle seien „unversöhnliche Banditen, mit denen nur eine Art Gespräch möglich ist – ihre Vernichtung“.
Die weniger unversöhnlichen Kämpfer für die Unabhängigkeit Tschetscheniens von Russland arbeiten inzwischen schon mit der Staatsmacht Hand in Hand, berichtete zumindest Kadyrow in Moskau. Viele von ihnen gehören zur Miliz oder anderen Sicherheitseinheiten. Kadyrow betonte, dies wäre auf seinen Wunsch und seine Empfehlung geschehen. Diese Männer würden viele Kämpfer erkennen, deren Wege und Verstecke kennen und könnten dadurch zur Vernichtung der noch aktiven Banditen beitragen.
Unversöhnlich zeigt sich Kadyrow jedoch gegenüber Aslan Maschadow. „Dem winken keine Wahlen“, sagte er unmissverständlich. Er bezeichnete den Führer der tschetschenischen Separatisten als Hauptverantwortlichen für die beiden Kriege in Tschetschenien. „Je schneller er sich ergibt, desto kürzer wird die Haftzeit sein, dafür werden wir uns einsetzen“, versprach Kadyrow.
Kadyrow gab bekannt, dass zwei seit Dezember 2002 in Geiselhaft befindliche Mitarbeiter der tschetschenischen Staatsanwaltschaft sich in den Händen eines gewissen Doku Umarow befinden. Dieser verlange ein sehr hohes Lösegeld, was die Regierung in Grosny sich zu zahlen weigere. Kadyrow sagte, er sei prinzipiell gegen den Freikauf von Geiseln.
Auch Sergej Iwanow hatte am Vormittag in Chankala keinen Zweifel an seiner Haltung gegenüber Maschadow gelassen. Er werde weder unter die Amnestie fallen noch die Möglichkeit bekommen, an der Präsidentenwahl im Herbst teilzunehmen. „Das ist völlig unmöglich“, sagte Iwanow. „Denen, die mit Aslan Maschadow Verhandlungen aufnehmen wollen, rate ich immer an, mit Mullah Omar in Verhandlungen zu treten.“
(sb/.rufo)
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