Julia Sufijanowa im Vordergrund links mit ihren Klassenkameraden vor zwei Jahren
Von Ines Lasch, Moskau. Die verunglückten Schulkinder und Jugendlichen hatten im vergangenen Schuljahr verschiedene Leistungsausscheide gewonnen und waren dafür mit der Ferienreise nach Spanien ausgezeichnet worden. Die Tochter des Vorsitzenden der UNESCO-Stiftung Baschkiriens Rim Sufijanow kam an ihrem 14. Geburtstag ums Leben. Sie hatte gerade die 8. Klasse des Türkischen Lyzeums in Ufa beendet. Julia sprach Englisch und Arabisch. Nach Beendigung der Schule wollte sie an der Universität in Istanbul studieren.
Das neusprachliche Gymnasium Nr. 39 in Ufa hat gleich drei seiner besten Schülerinnen verloren: Lejsjan Gimajewa, Linara Chismatullina und Walerija Nowikowa. Die 15-jährigen Mädchen hatten gerade die abschließende neunte Klasse beendet. Valerija ging seit der ersten Klasse in diese Schule, sie sprach gut Englisch. Sie war ein Bücherwurm und ging in der wissenschaftlichen Forschungsarbeit auf.
Lejsjan und Linara saßen in einer Klasse nebeneinander. Die beiden waren Musterschülerinnen, die Klasse hielt große Stücke auf sie. Sie fielen auf durch ihr Pflichtbewusstsein, ihren Wissensdurst und Fleiß. Auf der anderen Seite waren sie genauso kindlich übermutig und spontan wie ihre Mitschüler. Obwohl charakterlich sehr unterschiedlich, wurden sie über die Jahre dicke Freundinnen. Die Lehrer beschreiben Lejsjan als die offensivere, aktivere von beiden. Sie begeisterte sich für die Heimatforschung und war persönlich sehr stolz darauf, dass man ihr die Verantwortung für Führungen durch das schulische Heimatmuseum übertragen hatte.
Linara hingegen war die verträumte Romantikerin. Deshalb war sie nicht weniger mutig. Sie nahm zum Beispiel an einem internationalen Schülerwettbewerb unter UNO-Schirmherrschaft teil mit einer wissenschaftlichen Arbeit über die Nationalmuseen von Damaskus.
Die beiden hatten die Klasse alle Schuljahre mit Licht und Leben erfüllt. Die Mitschüler vermissen sie schmerzlich.
Das Unglück traf auch Geschwisterkinder, zum Beispiel Karina Uraslina und ihren 15-jährigen Bruder Ruslan. Beide besuchten das 3. Gymnasium in Ufa. Ruslan sollte in die zehnte Klasse kommen. Er galt in der Schule als großer Streithahn, der in Disputen hitzig auf seiner Meinung beharrte. Der Junge verfügte über eine ungewöhnliche Begabung für die Mathematik. Er löste beliebige Aufgaben auf seine Weise und verblüffte die Lehrer damit jedes Mal aufs Neue.
Seine Schwester Karina Uraslina ist ein Jahr älter gewesen. Sie hatte 2001 auf einer wissenschaftlich-praktischen Konferenz in Bulgarien unter der Schirmherrschaft der UNO einen zweiten Preis gewonnen. Das Thema ihres Referates lautete Das Licht ist unauslöschlich.
Damit hat sie traurigerweise das Vermächtnis aller jungen Opfer vorweggenommen. Das Unglück hat ganz offensichtlich einige der hoffnungsvollsten jungen Menschen Baschkiriens ereilt. Ihre Familien hatten große Hoffnungen für die Zukunft in sie gesetzt und müssen jetzt mit dem Unfassbaren leben.
Vielleicht ist es der angeblich einsetzende russische Babyboom - oder einfach nur der Sonntagmittag: Im Petersburger Michaelsgarten herrscht jedenfalls intensiver Kinderwagen-Verkehr. (Foto: ld/.rufo)
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