Moskau. Der erste Teilabschnitt des ukrainischen Donau-Schwarzmeerkanals ist fertiggestellt. Präsident Leonid Kutschma hofft durch die Tiefwasserstraße den Transitverkehr im ukrainischen Sektor des Transportkorridors Europa – Kaukasus – Asien zu verzwanzigfachen. Die EU hingegen befürchtet schwere Umweltschäden durch den neuen Kanal, der durch ein Naturschutzgebiet führt.
Der Kanal, mit dessen Bau im Mai begonnen wurde, soll über eine Länge von 170 km durch ukrainisches Gebiet führen. Die Wassertiefe liegt bei 8,32 Metern. Das erste Teilstück, der Zubringer zum Meer, wurde Ende der vergangenen Woche fertig gestellt. Es ist ungefähr 100 Meter lang und 3,3 km breit. Zusätzlich wurde ein Damm aufgeschüttet.
Das relativ kurze Teilstück kostete umgerechnet 12,3 Mio. Euro. Innerhalb von neun Jahren soll sich der Kanal spätestens rentieren, das ukrainische Verkehrsministerium geht jedoch von einem „wesentlich früheren“ Zeitpunkt aus. Der Kanal soll ab Herbst 2005 in seiner gesamten Länge befahrbar sein. Auftragnehmer ist die deutsche Baugesellschaft Möbius Bau.
Während die politische Führung der Ukraine den Kanalbau als wichtige Wirtschaftsmaßnahme verteidigt, gibt es aus Umweltgründen scharfe internationale Proteste gegen das Projekt. Auch die EU-Kommission drückte „ihr tiefes Bedauern“ über den Kanalbau aus, der ihrer Meinung nach ein wichtiges Naturreservat zerstört. In dem Gebiet leben seltene Vogelarten, deren Existenz durch die Bauarbeiten gefährdet wird.
Die Ukrainer und die deutsche Möbius Bau AG hingegen argumentieren, dass es sich nicht um einen Neubau, sondern lediglich um „die Wiederherstellung der Schiffbarkeit der Donau und eines Mündungsarmes zum Schwarzen Meer“ handle.
In der rumänischen Presse wird derzeit diskutiert, ob Rumänien als Antwort ebenfalls neue Baggerarbeiten im Donau-Delta durchführen solle, um den Ukrainern buchstäblich das Wasser abzugraben.
(ab/.rufo)
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