Moskau. Auf einer Regierungssitzung hinter verschlossenen Türen fiel die Entscheidung über die Zukunft des größten Moskauer Flughafens Scheremetjewo. Die Alfa-Gruppe muss sich die Betreiberrechte auf den Airport mit der Fluggesellschaft Aeroflot teilen. Innerhalb von zwei Wochen sollen die beiden Unternehmen eine Konzeption zum gemeinsamen Betrieb des Flughafens erarbeiten.
Durch diesen Beschluss wurden die Ergebnisse der Ausschreibung vom Januar praktisch aufgehoben. Damit haben sich Lobbyisten von Aeroflot um den Verkehrsminister Igor Lewitin in der Regierung durchgesetzt. Lewitin hatte im Vorfeld starken Druck auf Alfa ausgeübt und z.B. den Bau des Terminals Scheremetjewo-3 als „Projekt von Aeroflot“ bezeichnet.
Nach der Sitzung teilte Lewitin mit, dass Alfa selbst um die Beteiligung Aeoroflots an einem Betreiberkonsortium gebeten habe. „Alfa hat die Ausschreibung gewonnen und niemand stellt diese Ausschreibung in Frage, aber wenn Aeroflot Scheremetjewo verlässt, dann macht es gar keinen Sinn in Scheremetjewo etwas aufzubauen“, sagte der Minister.
Schon im Vorfeld der Regierungssitzung hatten die beiden Unternehmen versucht, einen Kompromiss zu finden, bislang freilich erfolglos. Während Aeroflot eine Paritätsbeteiligung an der Betreibergesellschaft fordert, sagte der Generaldirektor von Alfa-Scheremetjewo Igor Baranowski: „Wir werden darauf bestehen, die Kontrolle über die Betreibergesellschaft zu behalten.“
Auch gegenüber den Plänen zum Bau von Scheremetjewo-3 verhält sich Alfa noch zurückhaltend, will Aeroflot das Recht dazu nicht abkaufen. Nach der Regierungsentscheidung wächst der Einfluss von Aeroflot in Scheremtejewo weiter. Schon bislang hatte die mehrheitlich staatseigene Fluggesellschaft als größter Klient (5,8 Mio. der 11,5 Mio. Scheremetjewo-Passagiere fliegen mit Aeroflot) etliche Privilegien.
Bei Aeroflot steht allerdings ein Führungswechsel an. Der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Surabow kündigte seinen Rücktritt an, nachdem die Regierung als Hauptaktionär seine erneute Kandidatur auf den Posten nicht mehr unterstützte. Als Gründe für den Rücktritt gelten Streitigkeiten mit dem Vorstandschef Waleri Okulow.
(ab/rufo)
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