Moskau. Vier Kandidaten bewerben sich um das Management des internationalen Moskauer Flughafens Scheremetjewo. Die GmbH „Interterminal“ ist Favorit, muss sich aber mit den Unternehmen „Alfa Scheremetjewo“, „Imbera“ und „Spezprojektinvest“ auseinandersetzen. Hinter all diesen unbekannten Firmen stehen große Unternehmen. Kein Wunder, der Flughafen Scheremetjewo ist immer noch der größte in Russland, obwohl er seit Jahren in der Krise steckt.
Scheremetjewo befördert 48 Prozent der Moskauer Flugpassagiere, nimmt jedoch beim Gütertransport hinter dem Flughafen Domodedowo mit 31 Prozent nur den zweiten Rang ein. Außerdem sind die Wachstumsraten von Scheremetjewo deutlich niedriger als beim Branchenkonkurrenten. Die neuen Betreiber sollen kräftig investieren, um wieder Schwung in den Flughafen zu bringen.
Bei der Ausschreibung herrschten daher strenge Bedingungen. Die Aktiva der jeweiligen Kandidaten (bzw. ihrer Muttergesellschaften) sollten mindestens 60 Mrd. Rubel (1,64 Mrd. Euro), das Eigenkapital mindestens 15 Mrd. Rubel (410 Mio. Euro) betragen. Außerdem mussten sich die Bewerber einer Überprüfung durch namhafte Auditgesellschaften unterziehen. Nach dem Ausschreibungsschluss am 13. Januar blieben noch vier Kandidaten übrig.
Die GmbH „Interterminal“ ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft von Aeroflot, der Nationalen Reservebank Russlands und dem französischen Konzern Vinci. Die staatliche Fluggesellschaft Aeroflot wird vom Ex-Schwiegersohn Jelzins Waleri Okulow geleitet. Mit der Nationalen Reservebank und dem französischen Partner Vinci (Tochtergesellschaft des Pariser Flughafens) bildet Aeroflot ein aussichtsreiches Trio bei der Bewerbung.
Hinter der Kandidatur von „Alfa-Scheremetjewo“ steht der Finanzoligarch Michail Fridman. Schon im Frühjahr 2003 bat er Premier Michail Kassjanow, seiner Alfa-Gruppe die Kontrolle über den Flughafen zu übertragen. Doch die Regierung führte eine Ausschreibung durch. Dennoch ist auch Fridmans Alfa-Gruppe nach wie vor ein aussichtsreicher Kandidat.
Zuletzt bewarben sich auch „Imbera“ und „Spezprojektinvest“. „Spezprojektinvest“ wird von der Meschprombank des Putin-Vertrauten Sergej Pugatschow kontrolliert. Außerdem hat die Versicherungsgesellschaft „Ingosstrach“ noch zehn Prozent der Aktien an Spezprojektinvest.
Über den letzten Kandidaten „Imbera“ hingegen gibt es heftige Spekulationen. Es wird vermutet, dass Imbera zur Gasprom-Tochter Gasprom-Avia gehört. Doch diese Behauptungen werden sowohl beim russischen Gasmonopolisten als auch bei dessen Fluggesellschaft heftig bestritten. Doch die russische Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ erwartet sowieso, dass die Entscheidung zwischen den Bewerbern „Interterminal“ und „Alfa-Scheremetjewo“ fällt.
(ab/.rufo)
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