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10-10-2003 Wirtschaft & Geld |
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Nahtstelle im Nord-Süd-Verkehr?
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Von Karsten Packeiser, Moskau. In Olja südlich von Astrachan konnte Anfang Oktober der erste russische Container-Terminal am Kaspischen Meer eingeweiht werden. Zeitgleich begann der Bau einer 54 Kilometer langen Eisenbahn-Stichlinie, die Olja mit der bestehenden Strecke Astrachan – Grosny verbinden soll. Russische Offizielle erklärten den neuen Terminal bereits zu einer Nahtstelle des Transportkorridors Nord-Süd. Doch über das Wolgadelta wird auch in absehbarer Zukunft nur ein Bruchteil des internationalen Warenverkehrs zwischen Europa und Südasien abgewickelt werden.
Bislang wurde der Hafen Olja lediglich von RoRo-Frachtern angelaufen, die zwischen Russland und Enseli (Iran) sowie Turkmenbaschi (Turkmenien) verkehren. Mit dem Logistikunternehmen “National Container Company” konnte für den Hafen Olja ein Großinvestor gewonnen werden, der 1997 bereits ein Kontrollpaket an der St. Petersburger Hafengesellschaft erworben hatte. Die Hafenbetreiber haben versprochen, so schnell wie möglich einen regelmäßigen Fährverkehr mit dem iranischen Enseli aufzubauen. Zurzeit müsse noch eine Reihe zolltechnischer Fragen geklärt werden, sagte Firmensprecher Renat Baimijew zu russland-aktuell.
Ab kommenden August sollen die ersten Güterzüge bis zum neuen Hafen rollen. Die russische Eisenbahn will nach eigenen Angaben in das Projekt 3 Milliarden Rubel (etwa 85 Millionen €) investieren. Im Rahmen eines landesweiten Programms soll anschließend die gesamte Strecke vom Kaspischen Meer nach Wolgograd elektrifiziert werden.
Für den Transport zwischen Europa und dem Kaspischen Meer sollen auch verstärkt die russischen Binnenwasserstraßen genutzt werden. “Der neue Transportkorridor ist wichtig für alle, die mit weltumfassender Logistik zu tun haben” erklärte der russische Verkehrsminister Sergej Frank bei der Eröffnungszeremonie in Olja. Im kommenden Jahr soll der Umschlag in dem neuen Containterterminal 500 TEU monatlich erreichen. Im Jahr 2008 sollen offiziellen Angaben zufolge im Hafen insgesamt bis zu 8 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen werden, was Experten freilich stark bezweifeln.
Seit Jahren propagiert die russische Führung die Entwicklung eines Nord-Süd-Transportkorridors, über den Warenströme von Nordeuropa über Russland und den Iran in die Golfregion und nach Indien fließen sollen. Bislang blieben die dringend notwendigen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur jedoch aus und die Verkehrsströme verlaufen um Russland herum. Ein Großteil des Güteraufkommens zwischen Südasien und Europa wird nach wie vor auf dem deutlich längeren Seeweg über den Suez-Kanal abgewickelt. Viele Transportunternehmen nutzen inzwischen aber auch eine alternative Route zwischen Europa und dem Iran über den Balkan, die Türkei und die südlichen GUS-Republiken.
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