Moskau. Ausländische Lebensversicherer dürfen auch in Russland Kunden betreuen – aber erst in acht Jahren. Dies beschloss das russische Wirtschaftsministerium nach Angaben des Kommersant am Mittwoch nach Beratungen mit Russlands größten Versicherungsunternehmen. Ob diese Entscheidung, wie beabsichtigt, Russlands Weg in die Welthandelsorganisation WTO ebnet, darf allerdings bezweifelt werden. Sogar der Generaldirektor der russischen Versicherung „Nikoil-Strachowanie“ Alexej Rasujew gab zu, dass es sich bei der Achtjahres-Frist um „blanken Protektionismus zum Schutz russischer Unternehmen“ handle.
Die Vertreter der WTO dürften mit der Entscheidung nicht zufrieden sein. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen Russland und der WTO findet im September statt, bis dahin will Russland einen endgültigen Standpunkt formulieren.
Damit die WTO die Kröte der Übergangsfristen leichter schluckt, hat Russland auch einen Köder ausgelegt. Das Ministerium erlaubt ausländischen Unternehmen, ihren Anteil an russischen Versicherern von derzeit 15% auf 50% zu erhöhen. Im Gegenzug soll die Kapitalflucht ins Ausland gestoppt werden. Zurzeit können 60 Prozent der Gewinne, die die Versicherer erzielen, ins Ausland geschafft werden. Die Teilnehmer des Treffens forderten nun, diesen Anteil zu halbieren.
Allein im letzten Jahr seien etwa zwei Milliarden Dollar, die aus Versicherungsgewinnen resultierten, ins Ausland geflossen, bestätigt Leonid Melamed, Stellvertretender Direktor der Versicherungsgruppe Rosno. Die Russen werfen ausländischen Lebensversicherern vor, in Russland nur Gewinne erzielen zu wollen und diese dann anderswo einzusetzen.
(ab/.rufo)
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