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Wirtschaft & Geld     

09-12-2004 Wirtschaft & Geld

Zielwechsel: Steuerfahnder kontrollieren Alfa

Der unter Anklage stehende Telekomriese Wympelkom betreibt das Mobilnetz Beeline in RusslandMoskau. Yukos ist tot, wie lang lebt Alfa noch? Die Steuerbehörde fordert vom Telekomunternehmen Wympelkom, das zur Alfa-Gruppe gehört, Nachzahlungen in Höhe von 4,4 Mrd. Rubel (knapp 120 Mio. Euro) für das Jahr 2001. Nach der Mitteilung fielen die Aktienkurse des Telefonanbieters an der New Yorker Börse um 25 Prozent. Analysten befürchten ein Remake des Yukos-Szenarios.

Wympelkom betreibt in Russland das Mobilfunknetz Beeline, mit 21 Mio. Kunden das zweitgrößte im Land. Für das Jahr 2001 weist die Gesellschaft einen operativen Gewinn von umgerechnet 318 Mio. Euro aus. Auf diesen Gewinn sollen nach Angaben der Finanzbehörde zu wenig Steuern abgeführt worden sein. Außerdem habe das Unternehmen zu geringe Mehrwert- und Eigentumssteuer bezahlt. Und schließlich wurden die Einnahmen der Mitarbeiter falsch berechnet und damit Steuern gespart.

Wympelkom bestreitet diese Vorwürfe. Die bisherigen Schlussfolgerungen der Behörde seien lediglich vorläufig, steht in einem Schreiben, das russland-aktuell vorliegt. Der Konzern rechne mit einer für beide Seiten einvernehmliche Lösung, heißt es am Ende des Schreibens.

Bei www.aktuell.RU:
• Handy-Boom in Russland bricht alle Rekorde (07.10.2004)
• Wympelkom/Beeline (27.08.2004)
• Jeder dritte Russe mobil (08.06.2004)
• Tschetschenien: Handys ab sofort für jedermann (23.08.2004)

Der Yukos-Konzern, der innerhalb eines guten Jahres den Abstieg von Russlands größtem Ölkonzern zu einem Bankrottunternehmen miterlebte, könnte also nur der Anfang einer ganzen Reihe neuer Steuerprozesse sein, vermuten Analysten.

Bei der Privatisierung der russischen Wirtschaft in den 90er Jahren konnte sich ein kleiner Teil der Bevölkerung innerhalb kürzester Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion unheimliche Reichtümer aneignen, während der Großteil der Menschen verarmte.

Der Oligarch Michail Chodorkowski erstand dabei z.B. den Ölkonzern Yukos, Michail Fridman, der mit der Alfa-Bankengruppe reich wurde, den Ölkonzern TNK, der heute mit British Petrol fusioniert ist. Auch wenn die Privatisierungsmethoden fragwürdig waren, versprach die Putin-Administration die Ergebnisse des Prozesses nicht in Frage zu stellen.

Die Steuerprozesse werden folgerichtig für die Jahre nach 2000 angestrengt. Kaum einer der russischen Groß- und Kleinbetriebe hat ordnungsgemäß Steuern bezahlt. Möglich wären also weitere Klagen gegen Steuersünder. Möglicherweise hängt die Klage gegen das Alfa-Unternehmen aber auch mit der Privatfehde zwischen ihm und dem russischen Informationsminister Leonid Reimann zusammen.

(ab/.rufo)

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