Moskau. Russlands liberaler Wirtschaftsminister German Gref hat die Pläne der Gasprom AG, den Ölförderbetrieb Yuganskneftegas zu übernehmen, scharf kritisiert. Der Staat solle seine Präsenz auf dem Markt nicht erhöhen, meinte der Wirtschaftsminister. Doch die Präsidialadministration ist da anderer Ansicht. Ein Rücktritt von Gref scheint möglich, nachdem er auch noch die hohen Ausgaben für FSB und Militär kritisierte.
Der Druck auf Gref wächst. Die Duma kritisierte ihn in einer Anhörung am Mittwoch wegen der schleppenden Wirtschaftsentwicklung. Bei Gasprom wird der Rücktritt Grefs gefordert.
Der Konflikt zwischen dem Wirtschaftsminister und Gasprom-Chef Alexej Miller schwelt eigentlich schon seit dem Amtsantritt Grefs im Jahr 2000. Immer wieder hatte er sich für eine Aufsplittung des Gasgiganten in einen Förderbetrieb und eine Pipelinegesellschaft stark gemacht.
Dies konnte Miller nicht nur verhindern, er erreichte außerdem einen Ausbau der Gasprom-Aktivitäten auf dem Ölsektor. Den Kauf der staatlichen Ölgesellschaft Rosneft nahm Gref noch widerspruchslos hin. Als sich Gasprom aber nun entschloss, das Filetstück des systematisch ruinierten Ölkonzerns Yukos, Yuganskenftegas, einzuheimsen, kritisierte Gref den Schritt unverhohlen.
Als Aufsichtsratsmitglied von Gasprom verhinderte er bislang, dass sich das Führungsgremium mit dieser Frage auseinander setzte. Doch der Minister kämpft allein gegen Windmühlen.
Igor Schuwalow, stellvertretender Leiter der Präsidialadministration sprach sich eindeutig für den Kauf aus. Gasprom werde auch danach effektiv arbeiten können, glaubt der Spitzenbeamte. Ideen, sich auch noch Sibneft und Surgutneftegas, immerhin die Nummer vier und fünf in Russlands Ölbranche, einzuverleiben, nannte Schuwalow „interessant“.
Wladimir Putin hielt bislang trotz aller Angriffe auf seinen Wirtschaftsminister an diesem fest. Doch es ist davon auszugehen, dass auch Putin die Yuganskneftegas-Übernahme durch Gasprom gutheißt. Deshalb ist unklar, wie lange Gref sich noch im Amt halten wird.
Auf einer Regierungssitzung am Donnerstag sollte eigentlich der Finanz- und Investitonsplan von Gasprom besprochen werden. Dies ist wegen der neuen Pläne auf Ende Dezember, also nach der Auktion, verschoben worden. Dafür könnte ein Rücktritt Grefs auf die Tagesordnung rücken.
(ab/.rufo)
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