Moskau. Russlands Landwirtschaftsminister Alexej Gordejew sieht in der Welthandelsorganisation WTO eine Bedrohung für die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes. Die WTO sei „überheblich und scheinheilig“, sagte Gordejew bei einem Treffen mit ausländischen Journalisten. In der Vergangenheit habe Russland den Beitritt zur WTO zu einem Selbstziel erklärt und sich auf viele völlig inakzeptable Bedingungen der Organisation eingelassen.
„Wir sind inzwischen schon bereit, unser letztes Hemd abzugeben, nur, damit man uns aufnimmt“, kritisierte der Minister seine Kabinettskollegen. Russland habe sich auf immer neue Kompromisse bei Einfuhrzöllen und Landwirtschafsthilfen eingelassen. Die widersprüchliche Politik der Organisation, verschiedenen Ländern verschiedene Spielregeln vorzuschreiben, führe jedoch in eine Sackgasse.
Gordejew, der bereits Ende der 90-er Jahre Minister wurde, nannte als Beispiel für seine Thesen die Barrieren, die die EU gegenüber den Entwicklungsländern aufgebaut hat: „Die lassen nicht ein Kilo Lebensmittel zu sich.“ Umgekehrt hätten die Europäer Russland in den 90-er Jahren mit minderwertigen Lebensmitteln überschwemmt, die im Westen selbst keine Käufer mehr fanden. So seien immer wieder Fleischpartien nach Russland gelangt, die zuvor jahrelang in europäischen Reservelagern eingefroren waren. „Russland wurde, grob gesagt, in eine Müllhalde verwandelt“, sagte Gordejew.
Inzwischen hätten sich die Verbrauchsgewohnheiten der Russen aber auch von selbst schon wieder den langsam steigenden finanziellen Möglichkeiten angepasst. Davon würden vermehrt russische Fleisch- und Geflügelproduzenten profitieren, so der Minister.
(kp/.rufo)
|