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Ab sofort dürfen keine neuen Wechselstuben mehr eröffnet werden, bestehende Wechselstuben müssen reorganisiert werden. (Foto: Ballin/.rufo)
Ab sofort dürfen keine neuen Wechselstuben mehr eröffnet werden, bestehende Wechselstuben müssen reorganisiert werden. (Foto: Ballin/.rufo)
Dienstag, 11.05.2010

Wechselstuben in Russland stehen vor dem Ende

Moskau. Seit Montag dürfen in Russland keine neuen Wechselstuben mehr eröffnet werden. Die noch bestehenden Wechselstuben müssen laut Zentralbank bis Oktober in eine vollwertige Bankfiliale umgewandelt oder geschlossen werden.

Man trifft sie noch an jeder Ecke in Moskau; die Wechselstube. Eine schwere Eisentür am Eingang, ein Kassierer hinter Panzerglas und eine schwere Schublade, in der die Dollar, Euro oder Rubel zwischen Klient und Kassierer hin und her geschoben werden, weiter nichts.

Bei Russland-Aktuell
• Zentralbank: Alle Wechselstuben werden geschlossen (18.03.2010)
• Aufgepasst! Betrug in Wechselstuben aufgeflogen (02.12.2008)
• Obman waluty: Betrug in Moskauer Wechselstuben (02.08.2007)
• Geldwechsel in Moskau: Betrüger kassieren ab (08.09.2005)
• Hypnotiseur plündert russische Wechselstuben (05.08.2004)

Wechselstuben eröffnen leicht gemacht


So spartanisch die Einrichtung ist, so leicht war bisher das Prozedere zur Eröffnung. Bisher musste eine Bank die Zentralbank lediglich über die Öffnung eines neuen Wechselpunkts unterrichten, viele so genannte Banken waren einzig im Tauschgeschäft tätig.

Der Service ist in Russland immer noch gefragt, denn bis jetzt bekommen viele Russen ihr Geld nicht in Rubel ausgezahlt. Andere ziehen es mangels Kreditkarten vor, vor einem Auslandsurlaub Bargeld einzutauschen.

Häufige Betrügereien


Doch andererseits verbinden die Russen mit den Wechselstuben auch die Assoziation zwielichtiger Geschäfte. Fast jeder Tauschwillige wurde entweder selbst schon Opfer eines Betrugs oder Zeuge eines Streits, bei dem sich Kunden über Betrug beschweren.

Ein beliebter Trick der Wechselstuben besteht darin, die schwere Eisenschublade mit einem leicht klebrigen Boden zu versehen. Nach dem Vorzählen der Geldscheine legt der Kassierer diese in die Schublade und schiebt sie mit Schwung zum Kunden herüber. Die oberen Geldscheine rutschen daraufhin nach vorn, der letzte Schein bleibt am Boden kleben – außerhalb des Sichtfelds der Kunden.

Betrug als Schließungsgrund


Wer nicht gleich nachzählt, hat verloren. Und wer nachzählt, dem wird kühl beschieden, er solle doch gefälligst gründlich nachschauen und das gesamte Geld aus der Schublade nehmen.

Die häufigen seien der Grund für das Ende der Wechselstuben, erklärte daher bereits im Februar Michail Suchow, Abteilungsleiter bei der Zentralbank für die Bankenlizenzvergabe. Nun hat die Zentralbank ihre Ankündigung wahr gemacht. Die Schonfrist für bestehende Wechselstuben läuft am 1. Oktober ab.

Großbanken entledigen sich der Konkurrenz


Die russischen Großbanken nehmen die Maßnahme der Zentralbank gelassen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Wechselstuben in vollwertige Filialen umzuorganisieren. Der Mehraufwand wird durch den Wegfall der Konkurrenz mehr als kompensiert.

Denn obgleich die Wechselstube den Russen nie geheuer war, die günstigen Kurse lockten sie immer wieder, ausgerechnet dort zu tauschen. Die miserablen Kurse in den großen Bankfilialen waren auf den ersten Blick als Betrug am Kunden zu erkennen. Nun bleibt den Russen aber wohl keine andere Wahl mehr.



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