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Überwältigend: die Abraumhalden der Düngemittelproduktion von UralChem überragen die Stadt Woskressensk bei Moskau (Foto: ncv.ru) |
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Donnerstag, 22.04.2010
Umweltschützer stören Börsengang von UralChemMoskau. Eigentlich wollte der russische Düngemittelriese UralChem an der Londoner Börse neue Kraft tanken und dann Europa erobern. Es stören aber 1,4 Mrd. USD Schulden, Umweltschützer, Minderheitsaktionäre und Gerichte.
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Vorgestern sollte der erste Börsengang der Chemieholding Uralchem in London bis zu 642 Millionen USD einspielen - aber der Versuch scheiterte. Ein potentieller Käufer von 10 Prozent der Aktien zog sich wieder zurück, berichtet die Wirtschaftszeitung Kommersant. Uralchem-Eigner Dmitri Mazepin (95 Prozent der Aktien) blieb ohne neuen Partner.
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Statt die Schuldenlast der Holding auf 780 bis 900 Mio zu verkürzen, blieb sie bei nach früheren Konzernangaben bei 1,4 Milliarden Dollar.
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Dabei wäre der Kapitalzufluss für UralChem nicht nur nötig, um Kredite zu refinanzieren und seine Expansion nach Westeuropa abzusichern, sondern auch um in Russland selbst zu überleben.
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UralChem (bzw. in Russland UralChim) produziert Stickstoff- und Phosphor-Dünger im Wesentlichen auf alten Fabrikanlagen im Gebiet Kirow, bei Perm, in Woskressensk bei Moskau und bei Togliatti an der Wolga. Ein Viertel des Ammoniumnitrats in Russland stammt von UralChem.
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Vor Beginn der globalen Finanzkrise hatte UralChem mit derselben Strategie wie auch andere russische Oligarchen seine Entwicklung über Bankkredite finanziert, die sich schon im Juni 2008 auf über eine Milliarde Dollar summierten. Alleine im Jahre 2009 kamen wegen des Preisverfalls für Düngemittel weitere 104 Millionen Dollar an Verlusten hinzu.
UralChem versuchte aber dennoch, seinen Expansionskurs weiterzufahren. Ende 2009 kündigte die Holding an, ab Mai 2010 im französischen Dieppe an der Kanalküste eine Düngemittelfabrik mit bis zu 300.000 Tonnen pro Jahr und die nötigen Umschlagseinrichtungen zu bauen. Seit 2009 will UralChem auch die beiden polnischen Chemiebetriebe "Zaklady Azotowe Pulawy (ZAP)" und "Zaklady Chemiczne Police (ZChP)" in seinen Besitz bringen.
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Ökologen, Behörden und Aktionäre als Gegenfront
Aber der Gigant, inzwischen die Nummer 1 bei der Düngemittelproduktion in Russland, hat nicht nur mit einem gewaltigen Schuldenberg und ebenso gewaltigen Umweltsünden, sondern auch mit der russischen Umweltaufsicht, zahlreichen Gerichtsverfahren, verprellten Minderheitsaktionären und erbosten Umweltschützern zu kämpfen.
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Glaubt man den Umweltschützern der "Sozial-Ökologischen Union", so ist UralChem mit seinen Uraltanlagen aus Sowjetzeiten fast auch die Nummer 1 unter den russischen Umweltsündern.
Im April 2009 rief ein Störfall im Düngemittelkombinat bei Kirow zunächst die Umweltaufsichtsbehörde RosTechNadsor auf den Plan, dann demonstrierten Umweltschützer gegen die permanente Umweltverschmutzung und das noch grössere Gefährdungspotential durch die maroden Anlagen.
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Woskressensk bei Moskau hat vom Dünger schon genug
Ende 2009 protestierten Bürger der Stadt Woskressensk (Gebiet Moskau) gegen die UralChem-Pläne, neben der dortigen Phosphordüngerproduktion, die zu starker Luftverschmutzung führe, auch noch eine Tierkadaver- und Abfallverwertungsanstalt für derartige Abfälle aus Moskau und dem europäischen Teil Russlands aufzubauen.
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Auch in Woskressensk wollte RosTechNadsor die UralChem-Fabrik mehrfach kontrollieren, allerdings wurde den Umweltinspekteuren vom UralChem-Wachpersonal jedesmal kurzerhand der Zutritt zum Betriebsgelände verweigert. Proteste des Moskauer Umweltschutzministeriums und einige Gerichtsbeschlüsse wurden von der UralChem-Filiale ignoriert.
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Nach derselben Methode, Probleme der Firma mit Hilfe der Pförtner und Wachtruppen zu lösen, verfuhr auch die Moskauer UralChem-Zentrale schon gegenüber Minderheitsaktionären, als diese im Oktober 2008 versuchten, der Holding ihre Forderung auf Rücknahme von Anteilscheinen (share redemption) fristgerecht zu überreichen.
Schotten dicht bis Fristen abgelaufen sind
Obwohl die Rücknahme von Aktien zum Marktpreis von der russischen Aktiengesetzgebung vorgeschrieben wird, verweigerte UralChem den Vertretern von insgesamt 25 Prozent der Aktien an dem Kombinat in Woskressensk kurzerhand den Zutritt und schaltete die eigenen Telefone und Faxgeräte ab, bis die gesetzlich vorgeschriebene Frist verstrichen war, so berichtet die betroffene "Shades of Cyprus ltd."
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"Shades of Cyprus" versucht jedenfalls bis heute, eine Forderung von über drei Milliarden Rubel (etwa 80 Millionen Euro) vor russischen Gerichten gegen UralChem durchzufechten.
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Die russische Chemieholding UralChim ist übrigens zu 100 Prozent im Besitz der zypriotischen UralChem Holding P.L.C., die wiederum zu 95 Prozent von Dmitri Mazepin kontrolliert wird.
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Die russische Umweltschutzorganisation Sozial-Ökologische Union warnt jedenfalls in einer ausführlichen Studie davor, den Bau der UralChem-Anlagen bei Dieppe zuzulassen.
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Der Export der UralChem-Geschäftspraktiken werde sich für die Region an der französischen Kanalküste sicher nicht positiv auswirken.
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