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Diese riesige Einkaufs-Mall war zwei Jahre lang ohne Stromanschluss: "MEGA Parnas" in St. Petersburg (Foto: ld/.rufo)
Diese riesige Einkaufs-Mall war zwei Jahre lang ohne Stromanschluss: "MEGA Parnas" in St. Petersburg (Foto: ld/.rufo)
Freitag, 19.02.2010

Russlands Korruption infiziert selbst Saubermann IKEA

Ulrich Heyden, Moskau. Ikea will in Russland expandieren – und dabei sauber arbeiten. Doch Schmiergeld-Zahlungen kosteten nun zwei Ikea-Topmanagern den Job. Die deutsche Wirtschaft möchte solche Skandale vermeiden.

Die fristlose Kündigung zweier Top-Manager durch ihren Arbeitgeber Ikea, das gibt ihm „schon zu denken“, sagt der Geschäftsführer der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, Michael Harms. Das Geschäft in Russland sei immer noch mit sehr viel Bürokratie verbunden.

„Deshalb geraten die westlichen Unternehmen oft in Versuchung.“ In diesem Zusammenhang von Schuld zu sprechen, sei jedoch schwierig. „Das ist eine Sache, die nicht nur den Managern anzulasten ist. Das sind auch die Rahmenbedingungen“, stellt Harms fest.

Deutsche Anti-Schmier-Kampagne geplant


Der AHK-Geschäftsführer weist darauf hin, dass das Thema Korruption bei den Umfragen der AHK unter den in Russland tätigen deutschen Unternehmen in der Rangliste der Probleme auf Platz zwei steht.

Die Kammer plane jetzt eine Kampagne, bei der sich deutsche Unternehmen öffentlich zu einer sauberen Unternehmensführung verpflichten, so Harms. Der Zeitpunkt sei günstig, da der russische Präsident Dmitri Medwedew der Korruption den Kampf angesagt hat. Da müsste jetzt auch von den deutschen Unternehmern ein entsprechendes Signal kommen.

Immer neue Auflagen für Ikea in Samara


Per Kaufmann, seit 2006 für die Russland-Geschäfte von Ikea zuständig, hatte im Juli letzten Jahres noch erklärt, Ikea werde seine Investitionen in Russland stoppen. Der Grund dafür sei die Weigerung der Behörden in Samara, einem Ikea-Einkaufszentrum, welches seit zwei Jahren fertig ist, endlich den Betrieb zu genehmigen. Die Beamten machten immer wieder neue Beanstandungen, weshalb keine Betriebsgenehmigung erteilt werde.

Der Saubermann arbeitete mit schmutzigen Tricks


Doch die Drohung mit dem Investitions-Stopp stand offenbar auf wackeligen Beinen, denn nach Berichten der schwedischen Boulevard-Zeitung „Expressen“ hat Ikea selbst nicht sauber gearbeitet. Dabei hatte sich der Global Player der Einrichtungsbranche bisher immer gerühmt, nie und nirgendwo Schmiergelder zu zahlen – selbst in Russland.

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Vor einer Woche bekamen nun die Ikea-Manager Per Kaufmann und Stefan Gross die Kündigung von ihrem Arbeitgeber. Der offizielle Grund: Die beiden Manager hatten 2009 Schmiergeldzahlungen geduldet, damit das Ikea-Einkaufszentrum Mega-Parnas in St. Petersburg zwei Jahre nach seiner Eröffnung endlich an das städtische Stromnetz angeschlossen werden konnte.

Betroffenheit in der Ikea-Konzern-Zentrale


In der Ikea-Konzern-Zentrale gab man sich angesichts der aufgeflogenen Schmiergeldzahlungen überrascht. Unternehmenssprecherin Camilla Meiby erklärte zu Wochenbeginn, dass derzeit in den zwölf Ikea-Häusern in Russland „jeder Stein umgedreht“ werde, um mögliche Bestechungszahlungen festzustellen.

Ikea-Konzernchef Mikael Ohlsson zeigte sich tief betroffen: „Wir sind sehr zornig und enttäuscht. Korruption ist für Ikea völlig inakzeptabel.“

Genehmigung im Nachhinein erkauft


Wie das schwedische Blatt berichtete, hatte Ikea vor der Inbetriebnahme seiner Petersburger Shopping-Mall „Mega Parnas“ 2007 schlicht vergessen, einen Vertrag mit dem Stromversorger Lenenergo abzuschließen.

Um das Einkaufszentrum trotzdem wie geplant eröffnen zu können, beauftragte das Möbelhaus die für den Bau des Einkaufszentrums zuständige türkische Baufirma Renaissance Construction, das Problem schnellstmöglich zu lösen.

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Die Baufirma mietete Dieselgeneratoren an. Die Genehmigung für die Hilfs-Stromversorgung wurde jedoch mit gefälschten Dokumenten besorgt. Den russischen Behörden fiel der Betrug angeblich nicht auf. Als das riesige Einkaufszentrum endlich im Herbst 2009 an das Petersburger Stromnetz angeschlossen werden sollte, billigte Gross dem Bericht zufolge eine Schmiergeldzahlung, um die Stromversorgung der letzten Jahre in Nachhinein zu legalisieren.

Schuldenberg gegenüber russischem Generator-Verleih


Doch damit waren die Probleme für Ikea noch nicht gelöst. Durch die jahrelange Nutzung von mehreren hundert Dieselgeneratoren bei beiden Petersburger Ikea-Malls sind gegenüber dem russischen Verleiher der Generatoren, der Firma ISM, Schulden in Höhe von 7 Mio. Euro aufgelaufen.

Suche nach "Kompromat" über Gouverneur und Konkurrenten


Wie das schwedische Blatt weiter berichtete, wurde unter Leitung von Manager Gross auch ein Geheimplan zur Beschaffung von kompromittierenden Informationen über hohe russische Beamte und Unternehmer ausgearbeitet.

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• Bestechen ist gefährlicher als bestechen lassen (17.02.2010)
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Mit dem Material sollten diese Personen diskreditiert werden, etwa indem man ihnen frühere Verbindungen zu Mafia-Kreisen nachweist. Bei der Sammlung sollten angeblich auch Kontakte zur russischen Polizei und zum Geheimdienst genutzt werden. Wie die Ikea-Zentrale im holländischen Leiden mitteilte, würden diese Vorwürfe nun untersucht.

Ziel der angeblich geplanten Ausforschungen waren unter anderem der Gebietsgouverneur von Samara, Wladimir Artjakow und der Bürgermeister der Stadt, Wiktor Tarchow. Die beiden sollen selbst Geschäfts-Interessen in der Bau- und Möbel-Branche haben.

Geheimdienst-Methoden auch gegen Geschäftspartner


Ausgeforscht werden sollte angeblich auch der Moskauer Immobilienhändler Wadim Moschkowitsch. Ikea liegt mit dem Immobilienhändler in einem Rechtsstreit, der für das schwedische Möbelhaus schlecht zu enden droht. Der Konzern konnte sich mit ihm nicht über den Preis für Flächen einigen, die Ikea im Moskauer Vorstadtbezirk Tjopli Stan pachten will, um das dortige Einkaufszentrum noch zu erweitern.

Es ist schon jetzt eines der größten Europas: Allein Ikea verkaufte in der Riesen-Mall von Tjopli Stan im letzten Jahr Waren im Wert von 966 Mio. Euro. Die Ikea-Presseabteilung in Moskau wollte sich zu diesen Vorwürfen nicht äußern.


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