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Gegenüber Euro und Dollar ist der Rubel trotz hoher Inflation stabil. Ein gefährliches Spiel, meinen Experten (Foto: Packeiser/.rufo)
Gegenüber Euro und Dollar ist der Rubel trotz hoher Inflation stabil. Ein gefährliches Spiel, meinen Experten (Foto: Packeiser/.rufo)
Donnerstag, 20.04.2006

Regierung verordnet Sparzwang gegen Inflation

Moskau. Die Inflation bleibt ein akutes Problem in Russland. Im ersten Vierteljahr stiegen die Preise um fünf Prozent. Die deswegen gescholtene Regierung will nun das Volk zum Sparen erziehen.


Auf der Unternehmertagung Anfang der Woche knöpfte sich der Präsident des Verbandes der Großunternehmer (RSPP), Alexander Schochin, Finanzminister Alexej Kudrin vor. Die Regierung habe im Kampf gegen die Inflation versagt, machte Schochin mehr oder weniger deutlich.

Inflationsziele wurden und werden verfehlt


Damit die Wirtschaft sich normal entwickeln könne, seien drei - vier Prozent Inflation zulässig. In Russland werde sie zum Jahresende „wie immer“ bei zehn Prozent liegen. Im Jahr 2005 lag die Inflation bei elf statt der avisierten sieben – acht Prozent. Die einzige Waffe des Finanzministeriums gegen die Preisspirale sei die Stärkung des Rubels, kritisierte Schochin.

Damit bleibt zwar der Rubel gegenüber Außenwährungen stabil – gegenüber dem USD stieg er von Januar bis März sogar um sechs Prozent an – an den steigenden Preisen im Inland änderte die Maßnahme allerdings wenig.

Bevölkerung soll sparen, um Inflation zu senken


Daher will das Wirtschaftsministerium nun die Bevölkerung im eigenen Land zum Sparen umerziehen. Geringere Nachfrage bedeutet fallende Preise, so das Kalkül der Wirtschaftsexperten. Statt das Geld also in Verbrauchsgüter anzulegen und somit die Preise anzukurbeln, sollen die braven russischen Bürger nun in Aktien investieren.

Bei Russland-Aktuell
• Duma will Dollarpreise in Russland völlig verbieten (18.04.2006)
• Zentralbank hofft auf niedrigere Inflation im April (06.04.2006)
• Fradkow droht Gref und Kudrin wegen Inflation (09.03.2006)
• Gref gibt Niederlage im Kampf gegen Inflation zu (24.11.2005)
• Russische Eisenbahn erhöht die Fahrpreise (10.11.2005)
Dazu sollen erstens so genannte „Institutionen kollektiver Investitionen“, d.h. Investmentfonds geschaffen werden. Zweitens sollen die großen russischen Konzerne ihre Aktien in Russland an den Markt bringen, um mehr einheimische Käufer anzulocken.

Allerdings ist das Vertrauen der Russen in langfristige Geldanlagen und den Aktienmarkt eher gering. Ob sie tatsächlich in nächster Zeit statt Wurst und Luxuslimousine Rosneft- oder Gazprom-Aktien kaufen werden, scheint derzeit fraglich.

Überprofite sollen zur Schuldentilgung einkassiert werden


Vor allem, da Gazprom (Gasprom) ebenfalls beim Kampf gegen die Inflation zur Kasse gebeten wird. Ein Teil der Gewinne, der so genannte „Überprofit“, solle für den staatlichen Schuldenabbau verwendet werden, schlägt das Wirtschaftsministerium vor.

Diese Maßnahme sei mit dem Konzern in keiner Weise abgestimmt, machte der Pressechef von Gazprom, Sergej Kuprijanow, deutlich, dass der Erdgasmonopolist die Pläne des Ministeriums nicht ohne Widerstand hinnehmen werde.

Eine Maßnahme zur Senkung der Inflation fehlt in den neuen Plänen des Gref-Ministeriums völlig. Es ist nicht vorgesehen, im Bereich der monopolisierten Strom- und Wohnungswirtschaft Konkurrenz zu schaffen. Gerade die rapide steigenden Wohnnebenkosten beflügelten die Inflation in den ersten Monaten erheblich.

(ab/.rufo)


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