|
|
|
|
Russland Trumpfkarten: Energiereichtum und geopolitische Lage. Föderanlage im sibirischen Tjumen (Foto: TV) |
|
Mittwoch, 23.11.2005
Putins Wunderwaffen in Ost und West Gas und ÖlMoskau. Russland ist weltweit größter Ölproduzent und spielt seine Trumpfkarte auch aus in Westeuropa und dem Fernen Osten. Japan will lieber Gas und Öl als die Kurilen. Eine Bilanz der Fernost-Reise Putins.
|
|
Vor dem Gipfeltreffen in Seoul hatte Putin im türkischen Samsun zusammen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und dem italienischen Premierminister Berlusconi die neue Gaspipeline „Blue Stream“ eingeweiht, die durch das Schwarze Meer führt und bis nach Italien verlängert werden soll.
|
Auch im Fernen Osten markieren Pipeline-Baupläne und Abkommen seinen Weg. Über Ostsee, Schwarzes Meer, Mittelmeer, Gelbes und Japanisches (Koreanisches) Meer Russland umstrickt sich und seine Nachbarn mit neuen Gas- und Ölleitungen und -Lieferungen.
Wladimir Putin war offensichtlich beeindruckt von dem, was er in den letzten Tagen bei seiner Reise nach Südkorea und Japan gesehen hatte. Am Nachmittag noch hatte er mit dem japanischen Kaiser Akichito gesprochen, bevor die Präsidentenescorte über die Highways von Tokio zum supermodernen Flughafen rollte. Am Abend fuhr Putin schon in stockfinsterer Polarnacht vom Flughafen Magadan über die unbeleuchtete Landstraße in die Hauptstadt der russischen Goldgräber.
|
„Asien entwickelt sich mit Sieben-Meilen-Schritten“, bilanzierte Putin. „Wir müssen uns in diesen Prozess einschalten, um einen guten Platz dort einzunehmen.“ Das Instrumentarium dafür steht ihm auch zur Verfügung: Geopolitische Lage und russisches Gas und Öl einerseits, der asiatische Energiehunger andererseits. Und schließlich die neue Flexibilität der russischen Diplomatie.
|
Russland fördert mehr Öl als Saudi-Arabien
Wie durch die Veröffentlichung saudi-arabischer Daten am Wochenende deutlich wurde, produziert Russland zeitweise erheblich mehr Öl als Saudi-Arabien. So wurden in Russland im Januar 9.278.000 Barrel täglich gefördert, in Saudi-Arabien 8.897.000 Barrel. Im September war das Verhältnis 9.538.000 Barrel täglich in Russland, bei 9.445.000 in Saudi-Arabien.
Bei der Gasförderung nimmt Russland, das über 60 Prozent der Weltreserven verfügt, sowieso den ersten Platz ein.
|
Die Enkel der Samurais werden nachgiebig
Angesichts dieser Fakten war auch Japans Premierminister Junichiro Koizumi bereit, erst übers Geschäft und dann über die Kurilen-Inseln zu reden. Genau genommen wurde die Kurilen-Frage, die bisher die russisch-japanische Kooperation blockierte, während des Putin-Besuches jetzt überhaupt nicht besprochen, sondern auf die Zukunft verschoben. Die russische Taktik, erst und vor allem übers Geschäft zu reden und dann vielleicht über die Inseln zu streiten, trug Früchte.
Koizumi lobte die einmalig gute Atmosphäre. Insgesamt 18 russisch-japanische Wirtschaftsabkommen wurden unterschrieben. Koizumi bescheinigte Putin, dass die bilateralen WTO-Beitrittsverhandlungen abgeschlossen seien.
|
Russische Energie für Japan Japanisches Kapital für die russischen Kurilen
Die Atmosphäre war sogar so gut, dass die Japaner dem russischen Vorschlag, in Zukunft die Nordkurilen-Inseln zur gemeinsamen Sonder-Wirtschaftszone auszubauen, nicht mehr ganz abgeneigt schienen.
Die wichtigsten Abkommen betrafen aber die Energiefrage. Ab 2008 soll Japan mit russischen Flüssiggaslieferungen rechnen können. Bis dahin investieren japanische Firmen in den Aufbau von Verflüssigungsanlagen im russischen Fernen Osten.
|
Der Ölhunger Japans soll mit neuen Pipeline von Taischet (Zentralsibirien) nach Nachodka gestillt werden. Von Nachodka aus sollen Tanker nach Japan verkehren. Die Investitionskosten von etwa 6,5 Milliarden Dollar kann der russische Pipelinekonzern Transneft dank guter Welt-Ölkonjunktur selbst aufbringen.
Gas und Öl für das Reich der Mitte
China, dessen stürmisch wachsende Wirtschaft bisher vor allem vom amerikanisch kontrollierten Nahost-Öl abhängig ist, wird über eine Abzweigung von der Taischet-Nachodka-Pipeline mit Öl versorgt und kann außerdem mit jährlich 7,2 Milliarden Kubikmetern Erdgas rechnen. Diese könnten entweder ebenfalls aus Sibirien oder von Sachalin aus nach China geführt werden. Die Förderkapazitäten auf Sachalin sollen mit Investitionen der potentiellen Abnehmer aufgebaut werden.
Dieses Projekt könnte, so erklärte Putin in Seoul, sowohl mit als auch ohne südkoreanischer Beteiligung realisiert werden.
(gim/.rufo)
|
|
|
Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓ Schreiben Sie Ihren eigenen Kommentar, nachdem Sie sich hier unten für Kommentare neu registriert haben. Beachten Sie unbedingt die >>> Regeln für Leserkommentare. Sie können hier oder auch im Forum ( www.forum.aktuell.ru) mitdiskutieren.
Bisher gibt es zu diesem Artikel noch keine Leserkommentare
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>
|
|
Containerumschlag im Hafen von St. Petersburg: Auf diese Weise importiert Russland vor allem - exportiert werden vorrangig Rohstoffe wie Öl, Gas, Metall und Holz.(Topfoto:Deeg/.rufo)
Die populärsten Artikel der letzten drei Tage |
|
|
Schnell gefunden
|
► Alle Berichte bei Russland-Aktuell ab 2000 finden Sie in unserem Archiv ►
Weitere Nutzung im Internet oder Veröffentlichung auch auszugsweise nur mit
ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion (Chefredakteur: Gisbert Mrozek) und mit Quellenangabe www.aktuell.ru
E-mail genügt
www.Russland-www.Aktuell.ru (www.aktuell.ru) ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
Basis-Information aus Russland, der Provinz und der GUS auf deutschen Internetseiten:
www.sotschi.ru
www.wladiwostok.ru, www.kasachstan.ru, www.russlanddeutsche.ru, www.georgien.ru, www.abchasien.ru, www.ossetien.ru, www.waldikawkas.ru, www.grosny.ru, www.sibirien.ru, www.wolga.ru, www.baikalsee.ru, www.kaukasus.ru, www.nowgorod.ru, www.nischni-nowgorod.ru, www.nowosibirsk.ru, www.rubel.ru, www.zeit.ru
|
|
|