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Michail Prochorow will juristisch Licht in die Fälschungsvorwürfe zur Putin-Wahl bringen (Foto: russianlook.com)
Michail Prochorow will juristisch Licht in die Fälschungsvorwürfe zur Putin-Wahl bringen (Foto: russianlook.com)
Freitag, 08.06.2012

Präsidentenwahl: Prochorow klagt gegen Putins Sieg

Moskau. Michail Prochorow, Multimilliardär und bei den Präsidentenwahlen im März auf dem dritten Platz, hat in fünf Regionen das Wahlergebnis angefochten. Er ist der erste Putin-Konkurrent, der sich dazu entschlossen hat.

Etwa 50 Klagen seien in dieser Woche bei Gerichten in Moskau, dem Moskauer Gebiet, St. Petersburg, Rjasan und im Primorje-Gebiet (Wladiwostok) von Prochorows Wahlkampfstab eingereicht worden, schriebt heute die Zeitung „Wedomosti“. Diesen Klagen würden die aussagekräftigsten Beschwerden und Beweise zugrunde liegen, die der Stab von seinen Wahlbeobachtern erhielt.

Sowohl nach den Präsidentenwahlen am 4. März wie auch nach den Dumawahlen am 4. Dezember waren von der Opposition und Bürgerrechtlern massive Vorwürfe erhoben worden, die Ergebnisse seien vielerorts verfälscht worden. Michail Prochorow hatte zwar nach der Wahl den Sieg Putins anerkannt, zumal dieser auch aufgrund von Meinungsumfragen zu erwarten war.

Sjunganow gratulierte Putin nicht, veryichtet aber auf den Rechtsweg


Die Höhe des Putin-Ergebnisses von 63,6 Prozent wurde im Lager seiner Gegner aber immer angezweifelt. Der zweitplatzierte Kommunistenchef Gennadi Sjuganow hatte sich als einziger Gegenkandidat aufgrund des Manipulationsverdachts geweigert, Wladimir Putin zum Wahlsieg zu gratulieren. Auf den Rechtsweg verzichtete er dann aber.

Die routinierten Putin-Konkurrenten der etablierten Duma-Parteien sind sich aus Erfahrung darüber im Klaren, dass angesichts der Obrigkeits-Hörigkeit des russischen Justizsystems kaum mit Erfolgen bei der Anfechtung von Wahlergebnissen gerechnet werden kann.

In den Prochorow-Klagen werden vorrangig abweichende Ergebnisse zwischen den Auszählungsprotokollen, die Wahlbeobachtern ausgehändigt wurden und den dann endgültig registrierten Wahlergebnissen bemängelt. Auch mit den Wählerlisten und bei der Auszählung selbst sei oft geschummelt worden.

Phantom-Wähler und Stealth-Wahllokale


Originelle Fälschungsvorwürfe sind aber auch dabei: So soll im Moskauer Stadtteil Lublino in den Wählerlisten ein 194 Wohnungen zählender Wohnblock aufgeführt gewesen sein – dessen Bewohner auch fleißig abstimmen gingen. Tatsächlich stünde an der angegebenen Adresse aber nur ein Haus mit 40 Wohnungen.

Bei Russland-Aktuell
• Krasnojarsk: Opposition einigt sich per Vorwahlen (04.06.2012)
• Reform: Zahl der Parteien hat sich schon verdoppelt (04.06.2012)
• Prochorow sucht einen Namen für seine neue Partei (22.03.2012)
• Wladimir Putin ist offiziell zum Wahlsieger erklärt (08.03.2012)
• Wladimir Putin gewinnt die Präsidentenwahlen souverän (04.03.2012)
Bemängelt werden auch die in St. Petersburg erfundenen „Phantom-Wahllokale“: Eines von ihnen soll im Shopping-und-Freizeit-Zentrum „Warschawski-Express“ eingerichtet gewesen sein – und lieferte mit 2218 abgegebenen Stimmen ein sattes Ergebnis von 95 Prozent für Putin. Nach Angaben von Wachmännern des Komplexes gab es dort am Wahltag aber gar kein Wahllokal.

Prochorow erklärte unterdessen, dass er sich gut vorstellen könnte, bei der 2014 anstehenden Wahl zum Moskauer Stadtparlament zu kandidieren. Er wolle dabei aber den Weg der Kandidatenkür gehen, den seine geplante Partei „Bürger-Plattform“ organisieren wird.

Prochorow hält traditionelle Parteien-Struktur für veraltet


Prochorow hatte vor einigen Tagen angekündigt, nur rein formal eine Partei zu gründen, damit diese als „Lizenzhalter“ engagierten und begabten Bürgern ermöglichen kann, sich bei Wahlen um Parlamentssitze und politische Ämter zu bewerben. Deshalb solle die geplante Partei nur jene 500 Mitglieder aufweisen, die nach dem neuen Parteiengesetz für eine Registrierung notwendig sind.

„Die Ära der politischen Parteien in ihrer gegenwärtigen Art ist vorbei. Sie erfüllen nicht mehr die Mittlerfunktion zwischen Staatsmacht und Bürgern. Sie haben sich in allen Ländern mit traditionellen politischen Systemen überlebt“, schrieb Prochorow jetzt in seinem Blog.

Der Polit-Seiteneinsteiger diskutiert dort mit seinen Sympathisanten über die neue Organisationsstruktur der „Bürger-Plattform“.

Allerdings gibt es darunter auch viele Anhänger, die lieber ein echtes Parteibuch in der Tasche hätten. Sorgen macht man sich auch darüber, wie einmal gewählte Amtsträger danach noch für die Partei kontrollierbar sind.



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Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓

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jich 09.06.2012 - 14:27

Lol, jetzt feuern die Demokratietrolle hier die nach eigenen Worten Marionette und ehemaligen Sparringspartner von Putin an.

´Diktator Putin´ hat schon gezeigt, wie man gegen Politiklustigen Diebe und Gauner der 90-er vorgehen kann. Eine Kurze Inventur der Geschäfte aus ihrer ´Start-Up´-Zeit und schon hat jeder der betroffenen Oligarchen die Wahl: London oder Luxusgefängnis in Sibirien.


Cello 08.06.2012 - 17:52

Es ist doch alles nur eine Frage der Zeit....

...denn die einen haben, \"Nein\" nicht was viele hier denken, nur \"Money, Money, Money in the rich man\'s world\" intus, da gibt\'s doch noch \"Zukunftsorientiertere\", welche sich von und aus Macht nicht so viel zu ihrem eigenen Ego machen wollen, wie der momentane, feige und verlogene \"Machthaber\" und \"Angsthase\" der RF, doch auch \"Dieser\" wird auf kurz oder lang anschmiegsam werden, oder aber er wird irgendwann in den Medien als \"été\" eines soooooo wuerdevollen \"Demokrateur\" des 21th century und China wird sich klammheimlich in\'s Faeustchen lachen ueber soviel \"Naivitaet\" eines Staatsoberhauptes!!!


Stoll 08.06.2012 - 14:20

Hoffentlich hat sich Prochorow rechtzeitig aus dem Machtbereich Putins entfernt, denn das dieser keine Gnade vor Recht ergehen lässt, ist ja allgemein bekannt.
Prochorow dürfte durch seine Milliarden relativ geschützt sein, denn Geld bedeutet gleichzeitig auch immer Macht und Einfluss.
Das wird noch spannend werden, denn Putin will sein Gesicht nicht verlieren und damit sein Präsidentenamt aufs Spiel setzen. Sollten sich aber wider Erwarten mutige Staatsanwälte und Richter finden, die dem Wahlbetrug einen Riegel vor schieben, dann könnte Putin in Schwierigkeiten kommen. Doch noch deutet nichts darauf hin, dass sich unabhängige Juristen finden und weigern, dem Betrug Putins ein Ende zu setzen. Die Justiz ist in Russland nicht unabhängig, sondern hängt willfährig und unterwürfig an den Lippen des Diktators Putin.


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