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Daddelautomaten und Roulette-Tische wurden aus Russland verdammt (Foto: dni.ru) |
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Dienstag, 30.06.2009
Nichts geht mehr: Russlands Casinos schließen heuteMoskau. Heute geht in Russland die Ära des Casino-Kapitalismus zu Ende im wahrsten Sinne des Wortes: Ab Mitternacht sind alle Glücksspiel-Clubs illegal. Vier legale Glücksspiel-Zonen stehen noch auf dem Papier.
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Heute läuft in Russland die Übergangsfrist eines am 1.Januar 2007 in Kraft getretenen Gesetzes über das Glücksspiel ab. Spielcasinos mit Roulette-Tischen oder Geldspielautomaten sind jetzt nur noch in vier speziell definierten Spiel-Zonen erlaubt. Sie befinden sich alle weitab der Metropolen im Gebiet Kaliningrad, im Altai-Gebiet, in der Fernost-Provinz Primorje sowie an der Grenze der Gebiete Rostow-am-Don und Krasnodar.
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Kein "russisches Las Vegas" weit und breit
In den zweieinhalb Jahren seit Inkrafttreten des Gesetzes ist allerdings in keinem dieser zukünftigen russischen Las Vegas ein neuer Zockertempel entstanden geschweige denn überhaupt irgend ein Gebäude errichtet worden. Lediglich in der südrussischen Glücksspielzone hat einer von 15 Investoren, die dort Grundstücke erhielten, mit Bauarbeiten begonnen.
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Etwa ein Drittel aller russischen Regionen nutzte eine Sonderregel des Anti-Spielsucht-Gesetzes und schloss die Spielclubs auf seinem Territorium schon vor dem heutigen Stichtag.
Poker und Pferderennen als Ersatz-Drogen
Dort wo die Spielcasinos bis zum Schluss existierten, verändern die Betreiber nun eilig die Konzepte und Werbetafeln der Etablissements: Sie werden in noble Restaurants oder Nachtclubs umgestaltet - oder bieten Zockern ein Asyl in Form von Poker-Clubs, denn dieses Spiel wurde als Sportart anerkannt und kann weiter existieren. Auch haben sich Casinos in Internet-Cafes verwandelt mit einer Spezialisierung auf den Zugang zu Internet-Poker-Ressourcen.
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Als legale Glücksspiele dürfen in Russland darüber hinaus nur Pferdewetten (etwa auf dem Moskauer Hippodrom), Wettbüros und Lotterien weiter existieren. Allerdings sind bereits erste Lotterie-Salons sowie Lotterie-Automaten gesichtet worden.
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Psychiater freuen sich auf viele neue Patienten
Wegen der Abschaltung der meisten Glücksspiel-Angebote erwarten russische Psychiater jetzt einen deutlichen Zustrom von Spielsucht-Patienten. Wie Tatjana Dmitrijewa, die Direktorin des staatlichen Serbski-Psychiatrie-Institutes erklärte, werde die Schließung der meisten Spiel-Möglichkeiten vielen Menschen erlauben, von ihrer Abhängigkeit endlich loszukommen.
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Zu Sowjetzeiten war Roulette tabu
Spielcasinos waren in der Sowjetunion grundsätzlich verboten. Erst 1989 wurde durch einen finnischen Betreiber im Moskauer Hotel Savoy ein erster Spiel-Club eingerichtet, in dem aber nur Ausländer ihre Valuta riskieren durften.
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1990 eröffnete dann das erste Casino auch für einheimisches Publikum, 1991 dann die ersten Rubel-Casinos. Ende der 90er Jahre gab es allein in Moskau schon 200 Casinos.
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