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Russland nahm im letzten Jahr 15 Prozent mehr deutsche Güter ab (Foto: ld/.rufo) |
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Donnerstag, 26.02.2009
Deutscher Außenhandel: Russland überrundet PolenBerlin. Der deutsche Handel mit Mittel- und Osteuropa hat 2008 ein Rekordjahr erlebt. Wegen hoher Öl- und Gaspreise überrundete dabei das Handelsvolumen mit Russland erstmals das des bisherigen Spitzenreiters Polen.
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Osteuropa war 2008 ein entscheidender Wachstumsmotor für die deutsche Wirtschaft, so Klaus Mangold, der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
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Die Exporte nach Mittel- und Osteuropa haben 2008 über 9 Prozent zugelegt und mit 166 Milliarden Euro einen neuen Rekord erzielt. Das Exportwachstum in dieser Region sei damit dreimal stärker als das deutsche Exportwachstum insgesamt (+2,6 Prozent) gewesen.
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In den vergangenen fünf Jahren hat sich das deutsche Handelsvolumen mit Mittel- und Osteuropa (MOE) mehr als verdoppelt, so Mangold. 2009 werde aber ein schwieriges Jahr: Es müsse mit deutlichen Export-Rückgängen gerechnet werden.
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Russischer Markt für Deutschland fast so wichtig wie China
Besonders stark entwickelte sich 2008 der Handel mit Russland (plus 20 Prozent), das Polen als bislang wichtigsten deutschen Handelspartner im Osten Europas überflügeln konnte. Der Wert der deutschen Exporte nach Russland erhöhte sich 2008 um 15 Prozent auf nun 32,3 Mrd. Euro. Damit ist Russland für die deutsche Exportwirtschaft ähnlich bedeutend wie China, das 2008 deutsche Waren im Wert von 34 Mrd. Euro bezog (plus 14 Prozent).
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Hohe Preise: Im Sommer 2008 exportierte Russland tatsächlich "Schwarzes Gold" (foto: ld/.rufo) |
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Durch die zeitweise sehr hohen Öl- und Gaspreise stieg der Wert der deutschen Importe aus Russland um 25 Prozent auf 36 Mrd. Euro. Insgesamt handelten Deutschland und Russland Waren im Wert von 68 Mrd. Euro (2008: 57 Mrd. Euro). Polen, bislang Spitzenreiter unter den MOE-Handelspartnern, kam auf 66 Mrd. Euro. Das Nachbarland nahm aber nach wie vor mehr deutsche Exporte (40 Mrd. Euro) ab als Russland.
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Das Jahresende ließ schon Schlechtes ahnen
Bis zum Oktober 2008 entwickelte sich der Warenaustausch mit fast allen osteuropäischen Ländern äußerst dynamisch. Die schwachen Monate November und Dezember deuten jetzt auf ein schwieriges Jahr 2009 für die deutsche Exportwirtschaft hin, erklärte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende. Russland, die wichtigste Volkswirtschaft im osteuropäischen Raum, werde von der Finanzkrise besonders hart getroffen. Dies wird natürlich auch Spuren bei den deutschen Ausfuhren hinterlassen, so Mangold.
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Ukraine noch stabil, Mittelasien schwächelte als Markt schon
Während die deutschen Unternehmen im Handel mit der krisengeplagten Ukraine 2008 noch ein Plus von je 10 Prozent bei den Exporten und Importen und einen Gesamtumsatz von 8 Mrd. Euro erzielen konnten, war die Entwicklung in den Zentralasiatischen Republiken 2008 schon ambivalent.
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So sanken die deutschen Exporte nach Kasachstan um 16 Prozent. Kasachstan war aufgrund seiner starken Einbindung in die internationalen Finanzmärkte eines der ersten Länder, das von der Finanzkrise getroffen wurde, hieß es dazu. Auch Kirgisistan und Tadschikistan nahmen weniger deutsche Güter ab als 2007. Den größten Rückgang ihrer Exporte im MOE-Raum verzeichnete die deutsche Wirtschaft aber in Lettland (minus 17 Prozent).
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Mangold: Mehr für Integration Russlands tun
Entschieden warnte Mangold vor einer neuen Spirale des Protektionismus: Wir überwinden die Krise nur gemeinsam oder gar nicht. In diesem Zusammenhang wünscht sich der Ost-Ausschuss auch ein stärkeres Engagement der EU für einen WTO-Beitritt Russlands.
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Russland sollte nach Ansicht des Ost-Ausschusses auch stärker in europäische Strukturen eingebunden werden. Dazu müssten die Verhandlungen zu einem neuen Partnerschafts- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Russland möglichst noch in diesem Jahr zum Erfolg geführt werden. Dies gelte umso mehr, falls sich der Beitritt Russlands zur WTO weiter verzögere.
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Russland-Export sichert Arbeitsplätze in Deutschland
Allein für Exporte nach Russland seien in Deutschland etwa 70.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Wir werden alles geben, um diese starke Position zu halten, so Mangold. Deutsche Investoren hat immer ausgezeichnet, dass sie ihr Engagement langfristig planen und verlässliche Partner sind, betonte der Ost-Ausschuss.
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Auch wenn der Ford Focus in Russland monitert wird: In jedem Auto stecken viele Teile aus Deutschland (Foto: Ford/Archiv) |
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Dies habe sich etwa 1998 während der Russland-Krise bewährt. Die meisten deutschen Unternehmen haben damals durchgehalten und waren dann die ersten, die vom Anspringen der Konjunktur profitierten. Doch nach einem langen Boom gehe ganz Osteuropa jetzt durch einen Prozess der Konsolidierung. An den langfristig positiven Aussichten hat sich nichts geändert, so Mangold.
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Handels- und Visaschranken öffnen!
Hohe Erwartungen knüpft die deutsche Wirtschaft auch an die Östliche Partnerschaft, mit der die EU ihre Beziehungen zu Weißrussland, der Ukraine, Armenien, Aserbaidschan, Georgien und Moldawien vertiefen will.
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Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende plädierte auch dafür, beschleunigt am Abbau von Handelsschranken und dem Ausbau von Freihandelszonen zwischen der EU und ihren östlichen Nachbarn zu arbeiten.
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Auch die Visa-Pflicht zwischen der EU und den Ländern an ihrem östlichen Rand gehöre auf den Prüfstand.
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